Wenn man in islamischen Moscheen oder jüdischen Synagogen die getrennten Gebetsbereiche für Frauen und Männer besichtigen kann, dann vergisst man leicht, dass solche Bräuche in christlichen Kirchen durchaus auch üblich waren und manchmal bis heute praktiziert werden.
Auf der „Mannerseitn“ beten da die Männer, auf der „Weiberseitn“ die Frauen. Beim Rosenkranz wechseln sich die beiden Seiten ab. Die Kinder sitzen in den vorderen Bänken, den jüngeren Burschen ist meist die Empore, die „Bor“, vorbehalten, wo schon mal Witze und lustige Zoten die Runde machen.
Dass sich irgendwann zwei erfrecht haben, während der Predigt Karten zu spielen und prompt vom schwefelstinkenden Gottseibeiuns am Gnack gepackt wurden, gehört möglicherweise dem Reich der Legende an. Einen sehr irdischen Rüffel aber kann man sich holen, wenn man sich, wie in manchen Dorfkirchen noch üblich, auf einen durch ein Messingschild reservierten Platz setzt. Da wird man so rüde weggedrängt, dass einem schon der Gedanke kommen kann, das indische Kastendenken sei ein Dreck dagegen!
Norbert Göttler
Bezirksheimatpfleger Oberbayern