Amberg – Als Herbert Sauerer am Sonntagabend nach Amberg gerufen wurde, ahnte er noch nicht, dass er in dieser Nacht kaum schlafen würde. „Mir wurde gesagt, dass ein Transporter mit mehreren hundert Tieren gestoppt wurde“, sagt der Leiter des Feuchter Tierheims. Erst vor Ort wurde ihm die Dimension des illegalen Tiertransports klar: Mehr als 7000 Kleintiere hatte die Polizei bei einer Routinekontrolle auf einem Parkplatz bei Amberg in einem Kastenwagen aus Tschechien gefunden.
„Ein Bild des Grauens“ – so schildert Nicole Brühl vom Tierschutzbund Bayern ihren ersten Eindruck. In den Holzkisten und Kartons befanden sich demnach überwiegend Mäuse und Ratten, aber auch Kaninchen, Meerschweinchen und streng geschützte Exoten wie vier Chamäleons, sechs Chinchillas oder 75 Axolotl, eine mexikanische Schwanzlurchart. Die Tierschützer gehen davon aus, dass der Großteil der Tiere als sogenanntes Lebendfutter dienen sollte. Einige der viel zu eng zusammengepferchten Tiere waren bereits während des Transports verendet – es gab weder Wasser noch Futter für sie in dem Kastenwagen. Der Transport von nicht entwöhnten Jungtieren ist ohnehin nicht gestattet.
Nach Angaben der Polizei Amberg hatte der Transporter mehrere Ziele – unter anderem in Deutschland, aber auch in Belgien. Woher genau die Tiere stammen, ist laut Polizei noch unklar. Den tschechischen Fahrer, der keinerlei Papiere für den Tiertransport dabeihatte, erwartet eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Er musste 500 Euro Sicherheitsleistung bezahlen, dann durfte er ohne die Tiere weiterfahren.
Am späten Sonntagabend kamen Herbert Sauerer und die vielen Helfer des Tierschutzbundes ins Spiel. Die ganze Nacht über versuchten sie die Unterbringung der zwischenzeitlich im Tierheim Amberg geparkten Tiere zu organisieren. Weil die Kapazitäten der umliegenden Tierheime dafür bei Weitem nicht ausreichen, wurden auch Tierheime in Baden-Württemberg und Hessen angefragt. Sauerer hat in seinem Tierheim Ratten, Meerschweinchen, Goldhamster und rund 50 Mäuse aufgenommen. „Für uns ist das eine riesige Zusatzbelastung“, sagt er nach drei Stunden Schlaf am Montagmittag. Gefrühstückt hat der ehrenamtliche Helfer da immer noch nicht.
Doch auch wenn die Bevölkerung helfen wolle, gebe es derzeit kaum Möglichkeiten, betont Nicole Brühl. Die Tierheime müssten erst die Verteilung klären. Und derzeit werden die Tiere zudem nur verwahrt – deshalb dürften auch noch keine Tiere an Privatpersonen abgegeben werden. Brühl beklagt bei den gestoppten Tiertransporten die fehlende Unterstützung der Politik. „7000 Tiere – das muss ein Weckruf für die bayerische Landesregierung sein“, betont Brühl gemeinsam mit Thomas Schröder, dem Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes. Die Versorgung der Tiere verursache enorme Kosten, auf denen die Tierheime häufig sitzen blieben.