Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Simon Goletz, 24, ist gebürtig aus Zolling im Landkreis Freising. Er wohnt mit seinem jüngeren Bruder Martin, 22, bei seinen Eltern Wolfgang und Elisabeth, beide 52. Obwohl er in München studiert und seinen Master in Systems Engeneering macht, bleibt er seinem Dorf treu – aus Überzeugung.
-Warum ziehen Sie nicht in die Nähe der Uni?
Ich mag nicht in München wohnen. Das macht nicht nur finanziell wenig Sinn. Pendeln von Freising aus ist nicht schlimm und ich bin hier verwurzelt. Als ich mein Bachelor-Studium in Rosenheim gemacht habe, hatte ich ein WG-Zimmer. Aber auch da war ich regelmäßig daheim. Ich bin einfach gern in Zolling.
-Was ist das Schöne an Zolling?
Es ist ein richtiges Dorf. Es gibt eine Gemeinschaft, man kennt jeden, jeder hilft jedem. Wir liegen im Ampertal, es gibt beste Radwege und schöne Plätze, wie zum Beispiel einen Badeweiher. Und man ist von hier aus gleich überall. Der Flughafen ist nah, München ist gut angebunden. Viele meiner Freunde pendeln zum Studieren auch nach Landshut oder Ingolstadt.
-Also gibt es viele junge Leute in Zolling?
Aus meinem Freundeskreis zieht es jedenfalls keinen langfristig woanders hin.
-Gehen Sie am Wochenende in Zolling weg?
Durch das lebendige Vereinsleben, auch in den Nachbarorten, ist immer was geboten. Im Sommer gibt es ein Fest nach dem anderen. Ich bin im Burschenverein aktiv, wir machen immer einen Faschingsball. Dieses Jahr hatten wir 90-jähriges Jubiläum. Da sind am Festsonntag um die 3500 Leute von weit über die Landkreisgrenze hinaus zu uns nach Zolling gekommen.
-Sind Sie in mehreren Vereinen aktiv?
Im Burschenverein und im Fußballverein. Wir trainieren zweimal die Woche, haben am Wochenende ein Spiel und kämpfen in der Kreisklasse. Seit Kurzem bin ich auch noch im Theaterverein.
-Wo ist denn Ihr liebster Ort in Zolling?
Ich persönlich bin gern am Fußballplatz. Im Verein sind meine Freunde, wir schauen halt, zusammen was zu reißen. Und man trifft sich im Vereinsheim.
-Gibt es in Zolling alles, was man braucht?
Wir haben einen Gasthof, den Alten Wirt, der bekannt ist für seine gute bayerische Küche, da kommen sie am Wochenende von überallher. Es gibt Kindergarten, Grund- und Mittelschule. Einkaufstechnisch sind wir gut ausgestattet mit einem Rewe und einem Edeka, wir haben einen Getränkehandel, einen Schreibwarenladen, einen Dorfmetzger, eine Tankstelle. Man kann sich gut versorgen.
-Merkt man was vom nahen Flughafen oder vom Steinkohlekraftwerk?
Man sieht schon viele Flugzeuge, aber hört sie kaum. Vom Kohlekraftwerk merkt man gar nichts, obwohl es ja recht groß ist. Ich hab zu Grundschulzeiten mal eine Führung gemacht, da hieß es, es sei das sauberste in ganz Europa. Da hat sich viel getan. Die älteren Leute erzählen, dass früher die Wäsche grau geworden ist, wenn man sie beim falschen Wind draußen aufgehängt hat.
-Das heißt, Sie werden in Zolling bleiben?
Nach dem Studium möchte ich auf jeden Fall gerne in der Nähe von Zolling bleiben. Der Arbeitsmarkt sollte hierzu alle Möglichkeiten bieten. Mittelfristig möchte ich gerne ein Haus in Zolling bauen. Das ist aber leider zurzeit schwer planbar, weil momentan kein Bauland vergeben wird. Das ist ein großes Thema. Viele würden gerne hier bauen, aber es gibt keine Grundstücke.
Interview: Aglaja Adam