München – Der bayerische Bauernverband warnt im Zuge der Reform der EU-Agrarpolitik nach 2020 vor erheblichen finanziellen Einbußen für viele landwirtschaftliche Betriebe in Bayern. Zwar will EU-Agrarkommissar Phil Hogan seine Pläne für die Reform erst Ende November vorstellen, doch erste Details sind bereits nach außen gedrungen. Wie der Bayerische Bauernverband mitteilt, sollen künftig nur noch Landwirte eine Betriebsprämie erhalten, die ihr Einkommen im Wesentlichen aus Ackerbau und Viehhaltung erzielen.
„Diese Pläne der EU-Kommission stehen im völligen Widerspruch zu unserer vielfältigen bayerischen Agrarstruktur“, sagt Alfred Enderle vom Bayerischen Bauernverband. In Bayern wirtschaftet jeder zweite landwirtschaftliche Betrieb im Nebenerwerb. Der Verband befürchtet, dass diese Betriebe künftig keine Direktzahlungen mehr erhalten würden. „Ziel der EU-Agrarpolitik muss es sein, die Vielfalt in der bayerischen Agrarstruktur zu stärken – und nicht sie zu zerstören. Deshalb ist eine deutliche Kurskorrektur notwendig“, sagt Enderle. Stattdessen müsse man verstärkt die ersten Hektare mit der Betriebsprämie fördern und somit landwirtschaftliche Familienbetriebe besser unterstützen.
Auch Josef Wetzstein, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern, sagt, es sei nicht akzeptabel, dass Nebenerwerbsbetriebe keine Zahlungen mehr bekommen. Zwar sei es richtig, die Förderung enger auf tatsächlich praktizierende Landwirte zuzuschneiden – „aber das darf nicht so eng gefasst werden, dass der Nebenerwerb betroffen ist“. Denn viele dieser Betriebe leisteten einen unschätzbaren Beitrag für eine tier- und umweltfreundliche Landwirtschaft.
Mit Spannung erwartet die Branche die Pläne der EU-Kommission, die am 29. November offiziell vorgestellt werden sollen. Ob die Reform tatsächlich bis 2020 zum Tragen kommt, ist angesichts der Brexit-Verhandlungen sowie der anstehenden Europawahl 2019 aber völlig offen. dg