Sonderschau im Augsburger Puppentheatermuseum

Reise in die Welt der Hexen und Zauberer

von Redaktion

Augsburg – Träume sind … nein, keine Schäume, sondern eine Sache für Bäume. Diese Erkenntnis vermittelt das Augsburger Puppentheatermuseum „die Kiste“ in seiner neuen Sonderausstellung „Wünsche und Verwünschungen“ gleich zu Beginn. Ein Gewächs steht dort, das Äste voller Klammern hat. „Die sind für die Träume und Hoffnungen, die man, auf einen Zettel notiert, daran befestigen kann“, erklärt Museumsführerin Angela Gumbold. Solche Wunschbäume gebe es in vielen Kulturen, meist an gut erreichbaren öffentlichen Orten, ergänzt sie. „Darin drückt sich die Vorstellung aus, dass die in den Himmel wachsenden Bäume Vermittler des Schicksals sind.“

Und dass man am Schicksal vielleicht was drehen kann, das glauben die Menschen vor allem zum Jahresende hin, wie Gumbold sagt. Sie verweist zum Beispiel auf Halloween und Weihnachten. „Beide Feste haben viel mit Wünschen und Verwünschungen zu tun. Deshalb wollten wir dieses häufige Erzählmotiv nun aufgreifen.“ Wie viele Besucher die Schau wohl anziehen wird? „An die 40 000 vielleicht. Das wünschen wir uns wenigstens.“

Dieses Ansinnen mag ja ruhig in Erfüllung gehen, es schadet ja niemandem. Anders sieht das bei bösen Wünschen aus, Flüchen also. Davon zeugt etwa Zwerg Nase, ein Bub, dem eine Fee aus Rache für sein schlechtes Benehmen einen Buckel und eine lange Nase hat wachsen lassen. Junge und Fee sind zwei von rund 100 Marionetten-, Hand- und Stabfiguren, mit der die Ausstellung aufwartet. Vertreten sind zum Beispiel auch Dornröschen, Harry Potter und Aladdin samt seiner Wunderlampe.

Ein Drittel der meist farbenfrohen und detailfreudigen Exponate aus Holz, Pappmaschee oder Modelliermasse entstammt der Augsburger Puppenkiste, die anderen sind Leihgaben aus ganz Europa. Sie zeigen jeweils beispielhafte Szenen ihrer Geschichten. Teilweise gibt es dazu auf kleinen Bildschirmen Videos von Aufführungen.

Doch das Museum präsentiert längst nicht nur Puppen, das hat ja schon der Baum am Anfang klargemacht. So lässt sich auch im ersten original auf Deutsch verfassten Roman schmökern, wenn auch nur in einer Nachbildung. „Der ‘Fortunatus’ wurde 1509 in Augsburg zum ersten Mal gedruckt“, erläutert Angela Gumbold. „Es geht darin um einen Mann, dem eine Fee einen nimmer leer werdenden Geldsack und einen Wunschhut schenkt, mit dem er an jeden Ort seiner Wahl fliegen kann.“ Das Buch sei in der Zeit des aufkommenden Bürgertums entstanden und habe die Moral vermitteln sollen, dass mit Reichtum sorgsam umzugehen sei.

Ein wenig skurriler als die Buchecke mutet jene Vitrine an, die Kostbarkeiten des Hamburger Hexenarchivs beinhaltet. Ein Sargnagel liegt darin, ein Eberzahn und diverse Figuren aus Holz, Zinn und Stein. Die meisten sollen vor dem „bösen Blick“ schützen, also dem Unheil, das einem angeblich geschehen kann, wenn man von einem Magier angeschaut wird.

Das sogenannte Ouija-Brett dient dem Gegenteil: Die mit Buchstaben, Zahlen und Zeichen beschriftete Tafel soll die Zauberkraft herbeiholen. „Man soll seine Finger darauflegen und warten, bis die Geister sie bewegen und dadurch dann etwas mitteilen“, sagt Angela Gumbold. „Wir haben’s ausprobiert – hat nicht funktioniert.“

Allzu gut funktioniert hat indes das ständige Wünschen von Ilsebill, der Figur aus dem Märchen „Der Fischer und seine Frau“. Nachdem ihr Gatte einen Fisch geangelt hat, in dem ein verwunschener Prinz mit Zauberkräften steckt, lässt sie sich von diesem mit Dienern und Palästen beschenken. Dann will sie Papst werden – klappt auch, in dieser Position zeigt sie die Ausstellung. Wie es mit Ilsebill weitergeht? Als sie sich auch noch in Gott verwandeln lassen will, platzt dem Fisch der Kragen – er versetzt sie zurück in die armselige Hütte, aus der sie gekommen war.  kna

Die Sonderausstellung

„Wünsche und Verwünschungen“ im Augsburger Puppentheatermuseum „die Kiste“, Spitalgasse 15, ist noch bis 18. März zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 19 Uhr. Eintritt: Erwachsene 4,50 Euro, Kinder 2,90 Euro.

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