München – Die Priesterweihe für verheiratete Männer kommt. Davon ist der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner überzeugt. Franziskus werde das zulassen. „Wir werden das noch erleben, wenn niemand den Papst erschießt oder vergiftet“, sagte der 78-jährige Österreicher auf der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in München. Unter dem Motto „Der Kirche ein Gesicht geben – neue pastorale Ideen für Bayern“ hat das oberste katholische Laiengremium darüber beraten, welche Rolle die Kirchenmitglieder, das Ehrenamt und die Verbände in der Zukunft spielen können. Also diejenigen, die man gemeinhin Laien nennt.
Zulehner rief die Katholiken dazu auf, den Bischöfen Beine zu machen, was die Diskussion um neue Formen des Priestertums anbelangt. „Es ist ein Unrecht an der Kirche, wenn man die Feier der Eucharistie den Gemeinden wegnimmt und der Ehelosigkeit der Priester unterordnet“, sagte er. Gleichzeitig warnte er aber davor, sich nur auf Strukturdebatten zu beschränken. Es dürfe nicht darum gehen, den Betrieb so runterzufahren, bis er dem Mangel gerecht werde, kritisierte er die Entwicklung in vielen Diözesen zur Gründung immer größerer Gemeinden. Die Kirche müsse sich in eine „Jesusbewegung“ verwandeln. Sie müsse den Menschen Hoffnung geben und Ängste nehmen. Angst mache böse und entsolidarisiere die Menschen. Nicht moralisieren, sondern heilen sei der Auftrag der Kirche. Und sich um die Armen und Ausgegrenzten kümmern. Oder, wie Papst Franziskus sage, die Kirche müsse an die Ränder gehen.
Kardinal Reinhard Marx sprach sich für eine offene Diskussion über die Weihe verheirateter Männer („viri probati“) aus. Für die Diakonenweihe von Frauen allerdings sah er „keinerlei Bewegung“. Und von priesterlosen Gemeinden halte er gar nichts. „Es muss doch eine Eucharistie gefeiert werden.“ In Bezug auf die Pastoralplanung betonte er, es sei enorm wichtig, dass Kirche auch für Fernstehende vor Ort erreichbar sei. Wichtig war ihm auch die Feststellung, dass die Qualität des kirchlichen Angebots gut sein müsse. Im Erzbistum München und Freising sollen die pastoralen Einheiten nicht mehr weiter wachsen: „Bei uns ist die mittlere Sicht: wir wollen nicht noch größer werden“. Aber: „Einfach zu sagen: Wir haben wenige Priester, jetzt machen es die Laien – das geht nicht.“ Man müsse nach neuen Möglichkeiten schauen – nicht gegen den Priester, sondern mit dem Priester.
Joachim Unterländer, Vorsitzender des Landeskomitees, machte sich indes für den Diakonat der Frau stark. Darüber hinaus forderte der Landtagsabgeordnete die Katholiken auf, sich verstärkt in die Politik einzubringen. Gerade in Zeiten des Wandels und der Unsicherheiten durch Digitalisierung und Migration müssten die christlichen Werte hochgehalten werden. Sorgen bereitet dem Landeskomitee der bevorstehende Landtagswahlkampf in Bayern. „Man muss aufpassen, dass ethische Standards im Umgang miteinander nicht über Bord geworfen werden dürfen“, warnte Unterländer, der 2018 nicht wieder als CSU-Kandidat für den Landtag antritt. Parteienverdrossenheit könne dadurch gefördert werden, was wiederum der AfD zugutekommen könnte.
Als Themenfelder, um die sich d as Landeskomitee in Zukunft besonders kümmern will, wurden unter anderem die Folgen der Digitalisierung, die Altersarmut, der Schutz des Sonntags und die Ökumene genannt. Wennes um soziale Ungerechtigkeit gehe, müssten Katholiken ihre Stimme erheben.