NEUE ZAHLEN zum Einkommen

Reiches Miesbach, armes Augsburg

von Redaktion

München – Die Einkommen in Bayern sind sehr ungleich verteilt. Diesen eigentlich erwartbaren Befund illustriert mit neuen Zahlen nun eine Antwort, die die bayerische Staatsregierung auf eine Landtags-Anfrage der SPD gab. Demnach haben die Oberbayern im Schnitt 4000 Euro mehr im Jahr an verfügbaren Einkommen als die Niederbayern oder Oberpfälzer.

Verfügbares Einkommen ist per Definition das Geld, das einem privaten Haushalt nach Abzug von Steuern aller Art sowie Sozialbeiträgen zur Verfügung pro Kopf steht. Damit keine Missverständnisse auftreten: Hinzugerechnet sind auch Vermögen und Anlagekapital.

Die vom bayerischen Sozialministerium ermittelten Zahlen für das Jahr 2015 spiegeln ein deutliches Gefälle wider. Das höchste verfügbare Pro-Kopf-Einkommen gibt es im Landkreis Starnberg (34 890 Euro), gefolgt von den Landkreisen München (30 407) und Miesbach (29 271). Armenhaus Oberbayerns ist – wenn man das so sagen darf – der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen (22 181 Euro). Je nach Landkreis unterscheiden sich die Einkommen um manchmal einige tausend Euro.

Doch in anderen Regionen Bayerns sind die verfügbaren Einkommen noch um einiges niedriger. Der bayernweite Durchschnitt beträgt 23 658 Euro, der Pro-Kopf-Wert ist seit 2005 um 25 Prozent angestiegen. Doch in vielen bayerischen Städten wird der bayernweite Durchschnitt nicht erreicht. In der Stadt Regensburg beispielsweise beträgt das verfügbare Durchschnittseinkommen nur 21 720 Euro, in Bayreuth 20 985 und in Hof 20 367 Euro. Schlusslicht ist etwas überraschend die Stadt Augsburg (19 308). Wie dem auch sei: „Die Lebensverhältnisse in Bayern variieren immer noch sehr stark je nach Wohnort“, kritisiert die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen in allen Regionen – immerhin ein Verfassungsziel – sei Bayern weit entfernt. Gut bezahlte Jobs müssten vermehrt auch auf dem Land entstehen, fordert die SPD.

Allerdings verschweigt die Pressemitteilung, dass die Kluft bei den Einkommen sich auch bei den Lebensunterhaltskosten abbildet. Ein Indikator sind beispielsweise die Mieten und Immobilienpreise, deren (für Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen) verheerende Entwicklung bekannt ist. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat im Juli auf einer Tagung an der Uni Bamberg neue Zahlen bekannt gegeben. So betrug die Angebotsmiete in München 15,65 Euro je Quadratmeter – im Landkreis Wunsiedel waren es nur 4,26 Euro. Der Durchschnittspreis für eine gebrauchte Wohnimmobilie in der Stadt München lag 2014 bei über 500 000 Euro, im Landkreis Hof bei unter 100 000 Euro.  dw

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