Garmisch-Partenkirchen/Calgary – Gegen das Schicksal können manchmal auch die sorgsamsten Vorkehrungen nichts ausrichten. Der schwere Sturz, der den 17-jährigen Skirennfahrer Max Burkhart das Leben kostete, ist wohl so ein Fall. Der Oberammergauer, Mitglied des SC Partenkirchen, war am Dienstag bei einem Abfahrtsrennen im kanadischen Lake Louise schwer gestürzt und in ein Fangnetz am Streckenrand geprallt, das er mit den Skiern durchschnitt. Dabei zog er sich schwere Unterleibsverletzungen zu.
Die Rettungskette funktionierte: Sofort eilten Helfer an die Unglücksstelle, ein Hubschrauber flog den Leistungssportler ins Krankenhaus im 150 Kilometer entfernten Calgary. Dort kämpften Unfallchirurgen stundenlang um sein Leben. Vergeblich. Max Burkhart starb am Mittwoch in der Klinik. Seine Eltern waren bereits tags zuvor nach Kanada aufgebrochen.
Die Betroffenheit in der oberbayerischen Heimat des 17-Jährigen ist groß. Über die sozialen Netzwerke gingen gestern im Minutentakt Beileidsbekundungen ein. Ski-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch und Weltmeister Felix Neureuther, wie Burkhart Mitglieder des SC Partenkirchen, äußerten sich im Netz „fassungslos“ und „erschüttert“ über den Tod des Ski-Talents. Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier, ebenfalls Vereinskollegin, schrieb bei Facebook: „Der Sport schenkt uns so viele schöne Momente und ermöglicht unvergessliche Augenblicke – auf der anderen Seite ist er grausam und zeigt, wie wenig Zeit uns doch auf dieser wunderbaren Welt bleibt.“ Die Sportler sprachen den Angehörigen des 17-Jährigen ihre Anteilname aus, ebenso wie Vertreter des Deutschen Skiverbands (DSV) und des kanadischen Alpinteams.
Bei dem Abfahrtsrennen in der „Nor-Am-Cup“-Serie war der Ski-Youngster für das Colleger-Team der Sugar Bowl Academy aus Kalifornien, einer Art privatem Skigymnasium, angetreten. Dort verbrachte der Oberammergauer ein Auslandsjahr und wollte sich für die deutsche Bundesauswahl empfehlen. Thomas Siegel, Landeskader-Trainer, sagt: Er war ein „ehrgeiziger Typ“, er wollte seinen Lebensunterhalt mit dem Skifahren verdienen. „Sein Ziel war klar, ganz oben anzukommen.“ Laut Siegel hatte er das Potenzial dazu.
Der DSV beschloss nach der Schocknachricht, seine Starter für die weiteren Rennen in dieser Woche in Lake Louise abzumelden. Aus formellen Gründen war Bukhart ebenfalls über den Verband gemeldet, wurde aber von dem kalifornischen College betreut. Den DSV-Athleten der zweitklassigen Europacup-Mannschaft, die bei dem Rennen angetreten waren, und ihren Trainern hat der Verband psychologische Unterstützung angeboten.
Einen Schuldigen mag im Fall von Max Burkhart niemand suchen. Michael Maurer, Präsident des SC Partenkirchen, nennt die Hochgeschwindigkeitsdisziplin Abfahrt einen „Risikosport“. Es ist der zweite Todesfall im Ski-Leistungssport binnen weniger Wochen. Im November hatte der französische Weltcup-Starter David Poisson bei einem Sturz ein Fangnetz durchbrochen. Bei dem Unglück im nur anderthalb Autostunden von Lake Louise entfernten Nakiska war der 35-jährige Familienvater gegen einen Baum geprallt und gestorben.
Als Reaktion auf Poissons Tod wurde auch die Weltcup-Rennstrecke von Lake Louise entschärft. Burkharts fataler Sturz ereignete sich auf einer verkürzten Version der Strecke. Diese sei dementsprechend „tipptopp abgesichert“ gewesen, sagt Markus Anwander, Leiter des Olympia-Stützpunktes in Garmisch-Partenkirchen. Alle denkbaren Unglücksfaktoren, so die einhellige Meinung, sind im Fall von Max Burkhart zusammengetroffen. „Wenn der Teufel das will“, so Anwander, „dann passiert so ein Schicksalstag.“ ja, kat, dpa, sid