Sturmschäden

Kran kracht auf Schulweg

von Redaktion

von christoph Hollender

München/Germering – Für Andreas Ruch ist es ein außergewöhnlicher Morgen. Der stellvertretende Inspektionsleiter der Polizei in Germering (Landkreis Fürstenfeldbruck) schreckt zusammen, als um kurz vor halb acht am Donnerstag ein gewaltiger Sturm über die Kreisstadt fegt. „Von einer Minute auf die andere ging es los“, sagt er. Mit enormer Wucht peitschten Wind und Regen an das Polizeigebäude, erzählt Ruch. Ein Sturm dieser Stärke hat er in seiner 30-jährigen Dienstzeit so erst zweimal erlebt; immer mit hohem Schaden. Das Telefon der Dienststelle klingelt. Ein tonnenschwerer Baukran soll den Windböen nicht standgehalten haben. Er sei nahe dem Volksfestplatz quer auf einen Bürgersteig und eine Straße gekracht. Ruch kennt die Gegend. Nicht weit weg befindet sich die Grundschule Germering an der Kleinfeldstraße. „Es ist der Schulweg vieler Kinder und Eltern“, sagt er. Doch verletzt soll zum Glück niemand sein.

Wenige Minuten später sind Ruchs Kollegen vor Ort. Der gelbe Koloss liegt quer auf der Straße, ein Haufen aus verbogenem Stahl, Kabeln und zersplittertem Plastik. Die massiven Betonblöcke, die in etwa 30 Meter Höhe als Gegengewichte angebracht waren, stecken tief im Asphalt der Straße. Die Wucht des Einschlages war derart groß, dass sie sich mehr als 70 Zentimeter tief in den Boden rammten. Die unterirdische Stromleitung ist dabei beschädigt worden. Der Kran soll zwei Schülergruppen nur knapp verfehlt haben, die auf dem Weg zur Schule waren, wie die Feuerwehr Unterpfaffenhofen berichtet. „Sie hatten alle einen großen Schutzengel“, sagt Andreas Ruch. Der Sachschaden wird auf 500 000 Euro geschätzt.

Der Sturm sorgte in ganz Bayern für chaotische Verhältnisse. Etwa 20 000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Allein im Stadtgebiet München musste die Feuerwehr zu 119 Einsätzen ausrücken. Überwiegend handelte es sich um umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste auf Straßen oder Trambahngleisen. Der Wind habe eine derartige Kraft entwickelt, dass er parkende Fahrzeuge auf die Fahrbahnen geschoben habe, wie die Feuerwehr schreibt. In Laim stürzte ein etwa 25 Meter hoher Baum auf fünf geparkte Fahrzeuge und verursachte damit Totalschäden. Ein Baugerüst stürzte ein und begrub zwei 50 Jahre alte Bauarbeiter. Laut Feuerwehr wurde einer der Männer leicht, der andere schwer verletzt.

Im Landkreis München musste die Feuerwehr bis Donnerstagmittag vor allem wegen umgekippter Bäume auf Straßen und Bahngleise hundertmal ausrücken. In Pullach krachte eine S-Bahn gegen abgebrochene Äste, die auf den Gleisen lagen, und konnte nicht weiterfahren. Verletzt wurden zum Glück weder der Zugführer noch die Fahrgäste, wie ein Sprecher der Bahn mitteilt. Die Strecke blieb lange gesperrt.

Auch in anderen Landkreisen kam es zu Zugausfällen und Streckensperrungen. Einige S-Bahnlinien mussten zum Teil komplett geschlossen werden. Betroffen war auch die Regionalbahnstrecke zwischen Tutzing und Kochel sowie zwischen Wasserburg und Mühldorf. Umgestürzte Bäume blockierten über Stunden die Gleise oder zerstörten die Oberleitungen. Aus dem selben Grund musste die Bahn den Fernverkehr zwischen Augsburg und Ulm für mehrere Stunden am Morgen unterbrechen.

In Weßling (Landkreis Starnberg) krachte ein Strommast auf ein Fahrzeug – in dem glücklicherweise niemand saß, wie die Feuerwehr mitteilt. Laut Einsatzkräfte sei in der Region die Windstärke 9 gemessen worden – also Windböen um die 90 Stundenkilometer.

Obwohl das Unwetter nur rund 30 Minuten gedauert hat, seien, wie die Feuerwehren mitteilen, die Folgen nicht zu unterschätzen. „In dieser Zeit sind relativ viele Vorfälle passiert“, sagt Markus Reichart, Kreisbrandrat aus Starnberg. Er sagte: Fußgänger sollten Waldstücke aktuell meiden. Es könne sein, dass ein gebrochener Ast nicht gleich nach unten fällt. Auch Autofahrer sollten mit Bedacht fahren.

In München wurden aus diesem Grund am Donnerstag einige der städtischen Friedhöfe gesperrt. Auch die Stadt begründet die Maßnahme damit, dass abgebrochene Äste in den Baumkronen hängen. Diese könnten unkontrolliert nach unten fallen und Menschen verletzen. Vorsicht sei ebenfalls für die Parks der Stadt geboten.

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