Handiges

von Redaktion

Um es gleich zu sagen, „Handhebn“ ist kein parlamentarischer Wahlmodus, „Hand-Ochsen“ kein tumbes Stimmvieh und die „Hand-Wurst“ kein Bestechungsgeld für wohlgefälliges Abstimmungsverhalten! Wir würden uns an dieser Stelle nie über dermaßen politische Sachverhalte äußern. Der Mensch ist ja nicht zuerst ein homo politicus, sondern ein homo faber, ein „Handwerker“, dessen evolutionärer Aufstieg nicht zuletzt mit der Funktionstüchtigkeit seiner beiden Hände zusammenhängt. So machte er sich etwa das Tier untertan und bändigte es mit der Kraft seiner Hände. Der Ochs, der im Gespann mit der Hand zu leiten war, war der „Hand-Ochs“, das entsprechende Pferd das „Hand-Roß“. In der Mittagspause gab es allenfalls eine „Hand-Wurst“, also einen Wurstzipfel, den man mit bloßen Händen verspeiste.

Nach getaner Feldarbeit erklomm der Bauer die steile „Stiang“ zum Wirtshaus mittels einer „Handhebn“, auch „Glannder“ genannt, was nichts anderes als ein Treppengeländer ist. Ab jetzt gab es für den Landmann zwei Möglichkeiten: Entweder war das Bier, das man ihm vorsetzte, „handig“ und er trank maßvoll. Oder es war süffig, dann zeigte sich zu späterer Stunde das Eheweib „handig“. In beiden Fällen bedeutet „handig“: bitter und unverträglich.

Norbert Göttler

Bezirksheimatpfleger Oberbayern

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