Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Diesmal erklärt Benjamin Schwarz, 36, Orthopädieschuhmacher im Familienbetrieb in Bad Bayersoien im Kreis Garmisch-Partenkirchen und frischgebackener Papa, warum sein Heimatort ganz und gar außergewöhnlich ist.
-Herr Schwarz, verraten Sie uns Ihr Lieblingsplatzerl in Bad Bayersoien?
Ich bin auf jeden Fall gern am See. Oder an der Kriegergedächtniskapelle, die liegt ein bisserl oberhalb von Bayersoien – da hat man einen gigantischen Blick über den Ort und die Gegend. Der Ort liegt ideal, ich möchte nicht mehr weg von hier.
-Wenn ich nach Bayersoien komme: Was sollte ich unternehmen?
Das kommt drauf an, wann man nach Bad Bayersoien kommt. Im Winter kann man auf unserer Loipe langlaufen oder, wenn der See zugefroren ist, Schlittschuh laufen. Wir haben außerdem eine offene Eisarena. Im Sommer kann man im See baden, wandern – zum Beispiel zu den Schleierfällen – oder im Parkhotel auf der Sonnenterrasse einen Kaffee trinken und in die Berge schauen. Es ist immer was geboten, gerade sportlich. Wir veranstalten einen Fünfkampf und diverse Lauf- und Mountainbike-Events. Für die, die sportlich nicht so aktiv sind, gibt es Feierlichkeiten: Wir haben ein Dorffest und eine große Johanni-Feier. Wer sich für die Geschichte des Orts interessiert, sollte ins Museum schauen.
-Wie offen sind die Bayersoier gegenüber Neuankömmlingen?
Ich würde sagen, dass wir ziemlich offen und tolerant sind. Freilich, die bayerische Grantigkeit gibt’s auch bei uns. Bei uns leben im Landkreisvergleich relativ viele Flüchtlinge und ich glaube, wir nehmen Fremde mit viel Toleranz auf. So oder so: Bei uns kann immer jemand dazukommen.
-Wie steht es denn um die Versorgung am Ort?
Wir haben seit ein paar Monaten wieder einen Dorfladen – die Versorgung ist also gewährleistet. Leider orientieren sich viele anders und fahren zum Supermarkt in den Nachbarort. Ich habe selber ein Geschäft, führe unseren Betrieb in vierter Generation – ich find’s wichtig, dass man am Ort einkaufen kann. Und prinzipiell haben wir ja alles: einen Bäcker, zwei Metzgereien, zwei Hotels, einen Kindergarten – und sechs Wirtschaften und Restaurants.
-Gibt es denn etwas, das Ihnen noch fehlen würde?
Eine richtige Kneipe, in der man sich auch abends treffen kann, gibt es bei uns nicht. Das wär schon schön.
-Sie haben gesagt, Sie wollen nicht mehr weg aus Bayersoien. Was macht Ihren Heimatort für Sie so besonders?
Das wird wie überall sein: Man ist dort aufgewachsen, man kennt jeden, man grüßt jeden. Für mich ist aber auch die Nähe zu den Bergen entscheidend. Man kommt schnell nach Garmisch oder weiter nach Österreich zum Skifahren. Freilich, du bist nicht schnell in der Großstadt. Aber ich mag es so. Großstadt ist für mich nichts. An Bad Bayersoien sind aber auch zwei weitere Dinge außergewöhnlich. Wir wurden 2013 „Bayerns beste Bayern“ – und streng genommen sind wir das immer noch, denn der Wettbewerb wurde seitdem nicht wiederholt. Außerdem sind wir Namensgeber für den ersten Zug der Werdenfelsbahn gewesen, der heißt Bad Bayersoien – was einigermaßen kurios ist, wo wir ja nicht einmal einen Bahnhof haben.
Interview: Kathrin Brack
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