Ein Abiturschnitt von 1,6 ist zu schlecht, um Ärztin werden zu können

von Redaktion

Als Steffi Kampa im Mai den Medizinertest schreibt, weiß sie, sie muss gut sein. Richtig gut. Nur dann hat sie eine Chance, um ihren Traum zu verwirklichen. Sie will Medizin in München studieren und Ärztin werden. Der Haken: die Zulassungsbeschränkung, der sogenannte Numerus Clausus. Der liegt an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bei 1,0. Steffi Kampa hat einen Notenschnitt von 1,6. Damit sei ein Studium so gut wie unmöglich, sagt sie.

Knapp sieben Jahre müsste sie Wartesemester absitzen, bis sie einen Studienplatz in München bekommen würde. Ihr Studium würde sie so erst etwa Mitte 30 abschließen. Ein Unding, sagt sie. Sie könnte, wie viele andere, eine Ausbildung im Pflegebereich machen und bis zum Studienstart arbeiten. Das will sie nicht. Ihre Hoffnung ist der Medizinertest. Damit könnte sie den Schnitt verbessern, wenn sie fast perfekt darin abschneidet. Geklappt hat es am Ende nicht. Der Traum, Ärztin zu werden, ist geplatzt. Steffi Kampa ist enttäuscht.

19 Jahre ist sie jung, im Sommer hat sie ein überdurchschnittlich gutes Abitur auf einem Münchner Gymnasium gemacht. „Schon als Kind wollte ich Ärztin werden“, sagt sie. Während ihrer Schulzeit war die 19-Jährige Schulsanitäterin und wurde zu allen möglichen Einsätzen gerufen – meistens zu Sportunfällen. Am heftigsten sei ein offener Bruch eines Beines gewesen, berichtet sie. Schockiert war sie davon nicht. Im Gegenteil. „Unfallchirurgie wäre genau meins. Ich wollte schon immer denen helfen, die direkt betroffen sind.“ Steffi Kampa hat sich letztendlich für ein Bachelorstudium Biologie an der LMU entschieden, zum Wintersemester hat sie damit begonnen. Vielleicht rutscht sie nach dem Abschluss doch noch in die Medizin als Zweitstudium. Ein allerletzter Weg, auf den sie spekuliert. „Doch nur die wenigsten rutschen so hinein“, sagt sie. Dass in Deutschland die Hürde für ein Medizinstudium so hoch ist, findet die 19-Jährige traurig. Gerade im Zuge des Ärztemangels, vor allem auf dem Land, könne sie daher nur den Kopf schütteln. „Die Abiturnote sagt doch nichts darüber aus, ob man ein guter Arzt wird“, kritisiert sie.

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass das aktuelle Verfahren für Medizinstudenten, in der die Abiturnote eine zum Teil bedeutende Rolle spielt, teilweise verfassungswidrig ist. Das macht Steffi Kampa neuen Mut, doch noch Chirurgin zu werden. Ihr Biologiestudium würde sie jederzeit dafür abbrechen.   christoph Hollender

Artikel 9 von 9