Auf der salzburger Autobahn

Ein Fahrer sieht rot

von Redaktion

Brunnthal – Eigentlich war es für die Autobahnpolizei Holzkirchen ein Routineeinsatz: Nahe Brunnthal (Kreis München) fing der Motor eines slowenischen Sattelzuges an zu qualmen. Zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehren aus Sauerlach und Hofolding rückten daraufhin aus, aber der Lkw-Fahrer hatte schon selbst gut reagiert und das Feuer eingedämmt. Mehr als kurze Nachlöscharbeiten waren nicht mehr notwendig.

Doch das war fast Nebensache angesichts der Begleitumstände des Einsatzes. Die Feuerwehrler hatten schon bei der Anfahrt durch die Rettungsgasse bemerkt, dass hinter ihnen ein Audi Q3 mit Berliner Kennzeichen die Gasse ausnutzte, um rasch voranzukommen. Schließlich setzte der Fahrer, ein 64-jähriger Berliner, sogar zu riskanten Überholmanövern an. Das erste Fahrzeug überholte er links, das zweite sogar rechts – durch das abrupte Wiedereinscheren wurde das Feuerwehrfahrzeug trotz Blaulicht und Martinshorn sogar zum Abbremsen gezwungen. „Irgendwie ist da eine Sicherung durchgebrannt“, sagte der Chef der Autobahnpolizei Holzkirchen, Johannes Klinger.

Zwei Beamte wollten das Berliner Fahrzeug kontrollieren – das misslang aber, weil der 64-Jährige Gas gab und einen der Polizisten sogar leicht anfuhr. „Zeitgleich wurden die Beamten vor Ort durch die heruntergelassene Seitenscheibe auf üble Art und Weise beschimpft und beleidigt“, berichtet die Autobahnpolizei Holzkirchen. Einigermaßen fassungslos mussten die Polizisten dann mit ansehen, wie die Ehefrau auf dem Beifahrersitz ihrem Mann ins Lenkrad griff und der Mann das abwehrte, indem er auf seine Frau einschlug. Die Beamten holten den Fahrer „mit sanfter Gewalt“ aus seinem Fahrzeug. Er erhielt mehrere Anzeigen unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, gefährlicher Körperverletzung sowie Beleidigung. Sein Führerschein wurde beschlagnahmt. Der Mann wurde dann von der Polizei entlassen und durfte weiterfahren – bzw. seine Frau. Er selber nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

Doch kurz nach Verlassen des Polizeiparkplatzes konnte eine Streife der Autobahnpolizei beobachten, wie der Mann den Platz mit seiner Frau tauschte und sich erneut hinters Steuer setzte. Beide mussten zurück zur Polizei. Auf der Dienststelle schlug der Mann unvermittelt seiner Ehefrau mit der Hand ins Gesicht. Polizisten konnten den Mann überwältigen, er kassierte aber eine weitere Anzeige – diesmal wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Nicht einmal die Ehefrau konnte sich die Aggressivität ihres Ehegatten erklären – Alkohol oder Drogen scheiden aus. Es handele sich um einen bis dato völlig unbescholtenen Bürger, sagte Klinger. Das Ehepaar wollte eigentlich in den Langlaufurlaub fahren. Nun aber ist der Ehemann in einer psychiatrischen Klinik und seine Ehefrau wartet, dass er da schnell wieder rauskommt. Immerhin: „Sie steht nach wie vor zu ihm“, berichtet Autobahnpolizist Klinger.  dw

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