München – Zu Solidarität und Hilfsbereitschaft rufen die obersten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland zu Weihnachten auf. Die Weihnachtsbotschaft liefert einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft, sagt der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx in seiner Weihnachtsbotschaft, die er bei der Christmette im Münchner Liebfrauendom verkünden wird. „Wenn ich glaube, dass Gott in Jesus der Bruder aller geworden ist, stärkt das meine Verbundenheit und Offenheit, meine Bereitschaft zur Solidarität und zum Miteinander.“ Gerade in jüngster Zeit sei die Frage, was die Gesellschaft eigentlich zusammenhalte, immer drängender geworden. Das Geheimnis von Weihnachten sei ohne Zweifel eine starke Quelle des Miteinanders und einer tragfähigen Gemeinschaft, so Marx laut Redemanuskript. Zwar bestehe die Gefahr, dass Weihnachten als Kristallisationspunkt der Sehnsüchte und Hoffnungen überfordert werde und damit anstrengend und verkrampft werde. Dennoch gebe Weihnachten vor allem „Orientierungen, die Mut machen, die Sehnsucht nach dem richtigen Leben, ja nach dem Glück, nicht aus dem Auge zu verlieren“.
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bezeichnet die Weihnachtsfreude als stärkste Medizin gegen den Virus des Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit. In seiner Predigt am ersten Weihnachtstag in der Münchner St. Matthäuskirche wird er auf die Beziehung Gottes zu den Menschen eingehen. Sünde sei die große Beziehungsstörung, die das Leben belaste und manchmal sogar kaputt mache. Der Mensch verschließe sich dem Mitmenschen und der Zuwendung Gottes. „Sünde ist dieses große Gift, das sich in die Beziehungen zwischen Nationen, zwischen Religionen, zwischen Kulturen hineinschleicht und sie solange vergiftet, bis sie sich gegenseitig verdächtigen, gegenseitig abwerten und irgendwann gegenseitig umbringen“, so Bedford-Strohm.
Wer mit Schlagworten wie „Amerika zuerst“ oder „Deutschland zuerst“ die Welt nur noch als Kampfplatz der Interessen betrachte, verschließe sich den Beziehungen zu anderen. Die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes habe alle Ländergrenzen übersprungen. cm