Den Tieren zuliebe will Merkur-Leser Winfried Kraus heuer aufs Silvesterfeuerwerk verzichten. Er hofft, damit auch andere Münchner zu mehr Rücksicht auf die Natur der Isarauen und auf den Tierpark Hellabrunn zu bewegen.
Nicht nur für Hund und Katze, sondern auch für die Bewohner des Münchner Tierparks Hellabrunn ist die Silvesterböllerei eine arge Belastung. Zum Jahreswechsel greift dort deshalb ein spezielles Programm: Die Tiere werden, soweit möglich, nach innen verbracht, in Ställe, die schallgeschützter sind als die größeren Gehege. Die Tierpfleger beginnen damit bereits ab Mittag. Der Zoo schließt zu Silvester um 16 Uhr.
„Viele Tiere haben ein weitaus feineres Gehör als Menschen“, sagt Tierpark-Sprecherin Julia Hoffmann. Etwa der tibetische Kiang, ein Wildesel, für den es an Silvester ganz streng heißt: Gatter zu. Denn ansonsten kann er eigenständig entscheiden, ob er die Nacht drinnen oder draußen bleiben will. Auch die Flamingos, die mit niedrigen Temperaturen an sich kein Problem haben, müssen in der Neujahrsnacht ins Haus. Denn sie reagieren sehr stark auf die Lichtreflexe des Feuerwerks.
Für sogenannte Fluchttiere wie Antilopen, Giraffen und Gazellen ist der Rauch von Böllern und Raketen zudem ein großes Problem. „Sie halten ihn für Warnzeichen eines Brandes und wollen einfach nur weg“, so Hoffmann. Deshalb müssen sie unbedingt in den Stall.
Eine spezielle Silvesterbelegschaft gibt es in der Nacht nicht. „Das wichtigste für die Tiere ist, dass alles möglichst läuft wie gewohnt“, sagt Hoffmann. „Menschen, die nachschauen und kontrollieren, wären ein zusätzlicher Stressfaktor.“
Glücklicherweise wohnen auch Mitarbeiter auf dem Tierparkgelände – von Pflegern bis Biologen. Sie halten freiwillig die Nacht über Augen und Ohren offen, ob Tiere nervös oder panisch werden und Hilfe brauchen. Vonseiten der Stadt gibt es keine Einschränkungen beim Böllern rund um den Tierpark „Denn dafür fehlen uns im Bundessprengstoffgesetz die rechtlichen Grundlagen“, so das Kreisverwaltungsreferat.
Um so mehr appelliert der Tierpark an die Bürger, freiwillig großen Abstand zu Hellabrunn zu halten. Zumal das Gelände an Silvester gleich von zwei Seiten unter Beschuss genommen wird: Von der Isar und vom Harlachinger Berg. Das Riemer Tierheim hat es da besser, weil die Bebauung ringsum eher locker sei, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. „Dennoch leiden die Tiere. Vor allem Hunde und Katzen reagieren verstört auf den Lärm.“
Mit Leser Winfried Kraus ist sich Tierpark-Sprecherin Hoffmann einig, dass es am besten wäre, auf das Böllern in den Isarauen ganz zu verzichten. Denn dort leben viele wilde Tiere, um die sich niemand so liebevoll kümmert wie in Hellabrunn. „Ich habe nach Silvester viele tote Vögel gesehen, die aufgeschreckt irgendwo dagegengeflogen sind“, sagt Kraus. Er weist darauf hin, dass sich in nächster Nähe zudem zwei Krankenhäuser befinden: „Ein ruhiges Silvester wäre den Patienten sicher auch lieber.“ Albert meisl