„Bei Winterstürmen kommt Oberbayern meist glimpflicher davon“

von Redaktion

-Burglind hat Oberbayern nicht so schwer getroffen wie andere Gebiete Deutschlands. Woran liegt das?

Es kommt darauf an, wie ein Tiefdruckgebiet zieht. Burglind hatte ihre höchsten Windgeschwindigkeiten in einem Streifen zwischen Frankfurt und dem Alpenrand. Stuttgart, München und Augsburg waren stärker betroffen, aber nicht mit Windgeschwindigkeiten, die wir als außergewöhnlich bezeichnen würden. Großflächig gesehen war Burglind kein dramatisches Ereignis.

-Gefühlt kommt Oberbayern bei Stürmen glimpflicher davon als andere Regionen.

Das Gefühl stimmt, zumindest was Winterstürme angeht. Wir sprechen vom Gefährdungsgradienten, der von Nordwesten nach Südosten abnimmt. Das hängt damit zusammen, dass diese Stürme in der Wetterküche über dem Atlantik entstehen. Ziehen sie weiter, schwächen sie sich in der Regel ab, Oberbayern kommt meist glimpflicher davon. Bei Hagel und Unwettern ist es eher umgekehrt.

-Lässt sich vorher abschätzen, wie sehr ein Sturm wütet und wie groß die Schäden sein werden?

Es gibt Verfahren, bei denen Windfelder in Modellrechnungen integriert werden. Die können wir nutzen, um analog zu vergangenen Stürmen zu kalkulieren, wie groß der Schaden ungefähr sein könnte. Ich bin kein Fan dieser Methoden, weil die Unsicherheiten sehr groß sind. Aber man kann ein Ereignis grob einordnen. Man schaut, ob es ein schwerer Sturm in der Größenordnung von Lothar im Jahr 1999 wird oder eher – so war es bei Burglind letztlich – ein Sturm wird, wie wir ihn ein, zweimal im Jahr sehen.

-Wenn Sie aus dem Fenster schauen und es stürmt: Überwiegt die Faszination oder die Sorge wegen der möglichen Schäden?

Ein bisschen von beidem. Vor Ort ist es ein faszinierendes Bild. Aber ich versuche auch herauszufinden, wie stark ein Sturm insgesamt ist. Mich betrifft es ja, wenn ein Ereignis großflächig ist und viele Schäden zu erwarten sind. Persönlich faszinieren mich Gewitter mehr als Stürme.

Interview: Kathrin Brack

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