München – Thomas Fesenmair kann nur den Kopf schütteln. „Der Name stirbt. Und das ist schade“, sagt er. Der Küchenchef des Münchner Hirschgarten sorgt sich um den Obazdn. Im vergangenen Sommer geriet die Käsespeise in die Schlagzeilen. Weil Wirte dagegen protestierten, für den Namen Obazda zu bezahlen. Die Landesvereinigung der bayerischen Milchwirtschaft hat die Bezeichnung 2015 von der EU als geografische Herkunftsangabe schützen lassen – übrigens auch in der Schreibweise „Obatzter“.
Nun droht der Obazde nach und nach von den Speisekarten bayerischer Wirtshäuser und Biergärten zu verschwinden. Im Hirschgarten nennt er sich seit August „Ogmachter Kas“. Warum? Damit endlich Ruhe ist. „Mit dem ganzen Hin und Her wollen wir nichts mehr zu tun haben“, sagt Küchenchef Fesenmair. Und weil man kein Geld für die Rezeptkontrollen zahlen wolle, die anfallen würden, wenn der Obazde weiter so heißt. Über 30 Jahre gab es im Hirschgarten hausgemachten Obazden – bis vergangenes Jahr. Aus und vorbei, zumindest mit dem Namen. Damit gehe ein Stückerl bayerische Tradition kaputt, sagt Fesenmair.
Matthias Artmeier will verhindern, dass noch mehr Wirtschaften den Obazdn umbenennen. Oder noch schlimmer für den Gastronomieexperten des Hotel- und Gaststättenverbandes: Dass Küchen, statt ihren eigenen Obazdn anzubazen, von großen Firmen zukaufen. Das Handwerk der Herstellung soll erhalten bleiben, fordert er.
Mit Vertretern der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat er eine Lösung erarbeitet und versucht, die Gastronomen davon zu überzeugen. „Wir wollen so viele Betriebe wie möglich bündeln“, sagt Artmeier. Das bedeutet, dass sich Gastwirtschaften, die weiter hausgemachten Obazdn anbieten wollen, vom Gaststättenverband gegenüber den Kontrollstellen vertreten lassen. Ziel ist es, „Bürokratie und Kosten gering zu halten“, sagt Artmeier.
Damit soll die eigene handwerkliche Produktion garantiert bleiben. Die Kosten sollen laut Artmeier für Betriebe, die in dem Verbund sind, im niedrigen zweistelligen Eurobereich liegen. Den müssen sie an die Kontrollstellen abführen. Drei dieser Stellen gibt es in Bayern, wie Monika Simon von der LfL mitteilt. Bisher mussten Gastwirte und Molkereien, die original bayerischen Obazdn erzeugen, selber Verträge mit den Kontrollstellen abschließen. Dafür gab es den Titel „Obazda“ und ein EU-Siegel.
Die Kosten dafür beliefen sich auf bis zu 300 Euro. Sofern sich die Betriebe angemeldet haben. „Viele wissen das schlichtweg nicht“, sagt Simon. Wenn die Behörde erfährt, dass Betriebe sich nicht angemeldet haben, weist sie diese in einem Schreiben darauf hin, das zu tun. Es passiert schon einmal, dass sich die Gastwirte untereinander anschwärzen, bestätigt die LfL-Sprecherin. Und wenn jemand der Anmeldung verweigert? „Diesen Fall hatten wir noch nicht“, sagt sie. Eine Strafe sei aktuell aber nicht vorgesehen.
Die Wirte sind trotzdem sauer. Denn für sie gilt unterm Strich: Wer obazt, der zahlt. Thomas Wagner, Restaurantleiter des Münchner Hirschgartens, sagt, was sich die meisten seiner Kollegen denken dürften: „Das brauchen wir nicht.“ Sein Küchenchef Fesenmair spricht von „Geldmacherei“. Matthias Artmeier vom Hotel- und Gaststättenverband kann den Unmut verstehen, sagt aber: „Andererseits haben die Betriebe, wenn sie sich anmelden, die Sicherheit, dass ihr Produkt geschützt ist.“
Die von seinem Verband für die Kontrollen angedachte Bündel-Lösung wird laut Armeier bisher wenig nachgefragt. Er hofft, dass sich dieses Jahr mehr Wirte melden. Thomas Fesenmair vom Hirschgarten sagt aber: „Wir sind da raus.“ Der Obazde bleibt Ogmachter Kas.