Bahnbrechende Erfindungen aus dem Freistaat

Bayerische Geniestreiche

von Redaktion

von tobias lill

München – Bayern sieht sich gerne als Motor des Fortschritts. Doch wer von außerhalb des Freistaats auf die Geschichte des Landes blickt, der hat oft einen rückständigen Agrarstaat vor Augen. Tatsächlich ist Bayern erst in den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten zu einer führenden Forschungsregion aufgestiegen. Doch das heißt nicht, dass in den vergangenen Jahrhunderten zwischen Berchtesgaden und Aschaffenburg nicht auch bahnbrechende Erfindungen gemacht wurden. Die Münchner Autorin Heidi Fruhstorfer hat in ihrem Buch „Echt clever – Geniale Erfindungen aus Bayern“ die wichtigsten gesammelt. „Ich möchte zeigen, welche für die Menschheit wichtige Forschungsarbeit die Bayern geleistet haben“, sagt die Autorin.

So sei in den Universitätsstädten wie Nürnberg bereits vor Jahrhunderten eifrig getüftelt worden. „Einen massiven Innovationsschub erlebte Bayern in den Jahrzehnten, nachdem es 1805 zum Königreich geworden war“, sagt die 75-Jährige. Die Ergebnisse bayerischer Entwickler können sich sehen lassen.

-Kühlmaschine

In den 1870er-Jahren erfand Carl von Linde eine technisch-chemische Kältemaschine – sie war der Vorläufer des heutigen Kühlschranks. Die Kühlmaschinen revolutionierten zunächst vor allem die Brauindustrie, da sie zur Bierkühlung eingesetzt wurden. 1895 entwickelte Linde eine Methode zur Gastrennung, welche unter andrem die Produktion großer Mengen an Sauerstoff ermöglichte.

-Röntgen-Strahlen

Eher zufällig entdeckte der Physiker Conrad Röntgen an der Uni Würzburg 1895 die nach ihm benannten Röntgenstrahlen. Mediziner verwendeten sie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts für die Diagnostik. 1901 erhielt Röntgen den Nobelpreis für Physik. 1923 starb er in München, wo der Forscher zwei Jahrzehnte als Professor tätig war. Fruhstorfer sagt, Röntgen habe ihr am meisten imponiert: „Er hatte darauf verzichtet, Patente lukrativ zu verkaufen. Er wollte, dass seine Forschungsergebnisse noch besser zum Wohle der Menschheit genutzt werden können.“

-Klarinette

Der Nürnberger Instrumentenbauer Johann Denner soll um 1700 die Klarinette neueren Typs in Deutschland eingeführt haben. Bis heute erfreut sich das Instrument großer Beliebtheit.

-Rollstuhl

25 Kilometer von Nürnberg entfernt hatte der Altdorfer Stephan Farfler um 1650 einen „handbetriebenen Kunstwagen“ erfunden. Zwar gab es bereits Jahrhunderte zuvor etwa in China Rollstühle – aber Farflers Variante soll die erste gewesen sein, mit der sich der Patient selbstständig fortbewegen konnte.

-Meterstab

Die Brüder Franz und Anton Ullrich, die im pfälzischen Maikammer lebten, erfanden 1886 den Gelenkmaßstab mit Federsperre. 1889 wurde der Meterstab erstmals auf der Weltausstellung in Paris präsentiert. Bis heute musste das Patent technisch nicht nachgebessert werden. Da die linksrheinische Pfalz von 1816 bis 1946 zu Bayern gehörte, zählt Fruhstorfer den Meterstab zu den bayerischen Erfindungen.

-Diesel-Motor

1880 beendete Rudolf Diesel sein Studium an der Technischen Hochschule in München. 1893 erhielt er ein Patent auf sein Konzept für eine „neue, rationelle Wärmekraftmaschine“. Im selben Jahr ließ er in der Maschinenfabrik Augsburg den ersten Prototypen des Diesel-Motors bauen. Für mehrere Jahre zog Diesel zwar mit seiner Familie nach Berlin, ging jedoch 1901 nach München zurück. Der Diesel-Motor wurde in der Folge zum Verkaufsschlager.

-Steindruck

Der Bayer Alois Senefelder gilt als Erfinder des Steindrucks, den er zwischen 1796 und 1798 entwickelte. Das kostengünstige Druckverfahren ist Fruhstorfer zufolge die „Grundlage für das moderne Offsetdruckverfahren“. Manche nannten Senefelder gar einen „zweiten Guttenberg“.

Echt clever – Geniale Erfindungen aus Bayern

von Heidi Fruhstorfer. Erschienen im Wartberg Verlag (15 Euro), ISBN: 9783831329922

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