München – Bayern bietet stellenlosen Gymnasial- und Realschullehrern ab sofort mehr Anreize, um auf Grund- oder Mittelschul-Lehramt umzusatteln. Hintergrund ist anhaltender Lehrermangel an den Grund- und Mittelschulen – während es vor allem bei den Gymnasien zu viele Bewerber auf zu wenig Stellen gibt. Zuletzt erhielten über 1000 fertig ausgebildete Gymnasiallehrer in Bayern keine Stelle. Sogenannte Zweitqualifizierungsmaßnahmen würden ab dem zweiten Schulhalbjahr „finanziell noch attraktiver ausgestaltet“, heißt es in einem Schreiben des Kultusministeriums vom Montag dieser Woche, das an alle Bezirks-Regierungen ging und unserer Zeitung vorliegt.
Konkret werden neuen Bewerbern sogenannte Superverträge angeboten. Der Name ist etwas euphemistisch, denn die Dotierung ist weiterhin nur an der normaler Grundschullehrer angelehnt. Sie werden anfangs weiterhin in A12 eingestuft, Gymnasiallehrer hingegen in A13. Doch enthalten die Superverträge immerhin die Zusage der späteren Verbeamtung. Außerdem werden die Junglehrer von der Rentenversicherungspflicht befreit. Der Staat übernimmt noch während der Umqualifizierung diese Versorgungsleistung. Bewerber, die bereits qualifiziert sind oder sich mitten in der Umqualifizierung befinden, erhalten keinen neuen Vertrag, aber als Entschädigung dafür einen Gehaltssprung durch Eingruppierung in eine höhere Stufe. Im Sprachgebrauch des Beamten- und Tarifrechts heißt das „Vorweggewährung von bis zu zwei Stufen“. „Das macht im Schnitt knapp 300 Euro aus“, erklärt ein Sprecher des Kultusministeriums.
„Das ist eindeutig eine Notmaßnahme, um den Lehrermangel an den Grundschulen zu bekämpfen“, sagte Michael Schwägerl, Chef des Bayerischen Philologenverbands. Er begrüße das, wenngleich sich jeder stellenlose Gymnasiallehrer gut überlegen müsse, ob er die „einschneidende Veränderung“ seiner Laufbahn auf sich nehmen wolle.
Profitieren werden von dem Angebot des Ministeriums die gut 1200 Gymnasial- und Realschullehrer in Bayern, die schon an einer Grundschule angeheuert haben, außerdem 200 Lehrer, deren neue Qualifizierung schon abgeschlossen ist. Wie viele stellenlose Junglehrer sich aufgrund des jetzigen Lockangebots nun neu für eine Stelle an der Grund- oder Mittelschule interessieren werden, sei noch nicht absehbar, heißt es aus dem Kultusministerium. Gerd Nitschke, Bezirkschef des Lehrerverbands BLLV in Oberbayern, rechnet damit, dass die zum Schulhalbjahr an den Volksschulen frei werdenden Stellen auch besetzt werden können. „Das läuft besser als im vergangenen Jahr“, sagte er unserer Zeitung. Die Offerte des Kultusministeriums begrüßte er. Freilich sei die Angleichung der Eingangsgehälter von Lehrern aller Schularten weiterhin das Ziel seines Verbands.
Da ist sein Kollege vom Philologenverband freilich strikt anderer Meinung: „Die differenzierte Ausbildung brauchen wir weiterhin“, sagte Michael Schwägerl. dirk walter