München – Auf Bayerns Polizisten kommt eine Umstellung zu. „Es ist schon noch ungewohnt“, sagt Polizeimeisterin Larissa Böck. Sie durfte die neue Dienstwaffe, das Modell SFP9 von Heckler & Koch, bereits testen. „Die größte Umgewöhnung ist der fehlende Spannhebel“, sagt sie. Bei der seit 1979 eingesetzten Heckler & Koch P7 mussten die Beamten zuerst mit beiden Händen diesen Hebel am Griff drücken, um den Abzug betätigen zu können. Bei der neuen Waffe fällt diese Sicherung weg – und wird durch einen längeren Abzugweg ersetzt. „Das fühlt sich natürlich anders an. Jetzt müssen wir üben“, sagt Böck und lacht.
Nach fast 40 Jahren bekommt die bayerische Polizei eine neue Dienstwaffe. Das bisherige Modell wird bereits seit 2008 nicht mehr produziert. Die bayerische Polizei musste sich in den vergangenen Jahren mit dem Aufkauf von Restbeständen versorgen. Ab Herbst dieses Jahres soll die neue Waffe an die Beamten ausgegeben werden. Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sollen bis Ende 2019 alle Polizisten in Bayern mit dem neuen Modell ausgestattet sein. 13 Millionen Euro kosten die rund 40 000 neuen Dienstpistolen. Insgesamt werde die Umstellung aber rund 30 Millionen Euro in Anspruch nehmen, sagte Herrmann. Denn es müssten auch die polizeieigenen Waffenwerkstätten umgerüstet werden – zudem würden ein neues Holster und Zubehör benötigt.
Bei der Auswahl des neuen Modells durften Bayerns Polizisten mitreden. Mehr als 1000 Beamte haben die vier infrage kommenden Modelle getestet, bis zu 10 000 Schuss wurden pro Waffe abgegeben – auch der Innenminister selbst griff im Schießstand zur Waffe. Die SFP9 setzte sich sowohl bei den Praktikern als auch bei den Experten durch. Sie verfügt mit 15 Patronen statt der bisherigen acht über ein deutlich größeres Magazin und ist mit 870 Gramm (geladen) deutlich leichter als die alte P7 (1180 Gramm). Zudem ist ihr Griff an die Hand des jeweiligen Beamten anpassbar – „von kleinen und zierlichen Händen bis zur großen Pranke, da ist für jeden etwas dabei“, sagt Herrmann. Zudem habe dieses Modell das beste Preis-Leistungs-Verhältnis vorweisen können. Die bisherige Munition kann weiter verwendet werden.
Auch andere Bundesländer setzen auf das Modell SFP9. So wurde die Waffe in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen bereits an die Polizisten ausgegeben, Niedersachsen, Brandenburg und Berlin wollen das Modell ebenfalls einführen. In Bayern kommt die Dienstwaffe nur äußerst selten zum Einsatz. Im Jahr 2016 wurde beispielsweise 1759 Mal von der Waffe Gebrauch gemacht – davon allerdings nur 16 Mal gegen Personen, der Rest war gegen Tiere.
Was mit den ausgemusterten P7-Modellen geschieht, ist noch offen. „Ein außerbehördlicher Verkauf ist nicht geplant“, sagt Projektleiter Alfons Schieder. Lieber würden die Waffen vernichtet, bevor sie in falsche Hände gerieten.