Maßgeschneidert
Vorsicht, Satire! Der Maßschneider weiß genau, warum er dieses Mal die Heiligen Drei Könige in die Pfanne gehauen hat: Weil sie ihm nicht wie gewohnt am 6. Januar oder wenigstens am Sonntag danach einen Besuch abgestattet, artig ihr Verserl aufgesagt, die Haustür mit den gewissen Buchstaben und der neuen Jahreszahl bekritzelt haben, worauf er ihnen zum Dank einen gefalteten Schein in die Büchse gesteckt und ihnen zum Abschied eine spendenfreudige Nachbarschaft gewünscht hatte.
Warum aber gleich eine Satire? Aus Enttäuschung, dass er selber an der Haustür mit Kreide tätig werden musste oder andererseits Kritisches amüsanter zu lesen ist als eine langweilige Eloge? Schau ma mal – und so geht’s los!
Diese Heiligen Drei Könige, die am 6. Januar von einem Stern geleitet aus dem Morgenland angereist sein sollen, sind doch die größten Falschhauser, die man sich vorstellen kann! Dabei waren es ganz gewöhnliche Lausbuben, um den Ausdruck Rotzlöffel zu vermeiden, die aus der nächsten Nachbarschaft angedribbelt waren, zum Beispiel aus Feldmoching, Trudering oder Unterschleißheim und anstatt Kaspar, Melchior und Balthasar etwa Alois, Lorenz und Stefan geheißen haben.
Sogar Kronen haben sie getragen, diese Kleinkriminellen, aber von einem Prinzregent Luitpold oder einem Märchenkönig Ludwig null Ahnung! Von wegen Hochadel: Kein Tropfen blauen Blutes fließt in ihren Adern, sie stammen ja aus bürgerlichsten Kreisen!
Scheinheilig haben sie ihre Sprücherl aufgesagt und dann mit ihrer Kritzelei an der Haustür Geld erpresst, in dem sie bedrohlich mit ihrer Büchse vor unserer Nase herumgefuchtelt, gar Leib und Leben bedroht haben und ihren Überfall dann auch noch in der Nachbarschaft fortgesetzt haben.
Und damit Schluss der Frotzelei. Vergessts es und schwoabts es einfach owe, ihr Heiligen Drei Könige und erst recht ihr scheinheiligen Darsteller, es muss ja nicht unbedingt Messwein sein, wie ihr ihn als Ministranten sicher kennt.