Ingolstadt/München – Damit es ja keine Bevorzugung gibt, haben sie bei der AfD immer eine Landkarte zur Hand. So finden die Landesparteitage stets in Greding an der A9 statt, was fast penibel genau in der Mitte Bayerns liegt – gleiche Bedingungen für alle. Aus der Reihe fällt das Treffen des Bezirks Oberbayern an diesem Samstag: Das findet etwas nördlicher in Ingolstadt statt. Schon gibt es Aufregung.
Die AfD Oberbayern entscheidet nicht nur über den Vorstand, sondern stellt die Weichen für die Landtagswahl – die Bezirksvorsitzenden kommen üblicherweise auf Platz 1 der Kandidatenlisten. Der Ort der Wahl spielt eine Rolle dabei, wie viele Unterstützer die Kandidaten mobilisieren können. Amtsinhaber Florian Jäger aus Fürstenfeldbruck hat 98 Kilometer Anreise, Herausforderer Franz Bergmüller aus Rosenheim 150 – einige in der AfD munkeln, dass das kein Zufall sei, wo doch Jäger das Treffen organisiert hat. „Die Entscheidung haben wir im Bezirksvorstand mehrheitlich getroffen“, sagt Jäger. „Unsere Kritiker hätten ja etwas anderes anbieten können.“ Das Wirtshaus Auwaldsee in Ingolstadt, Platz für 350 Personen, „kennen wir, auch die Technik“. Laut Bergmüller gab es eine Alternative in Trudering, Platz für 250 Leute.
Die Auseinandersetzung ist die finale Zuspitzung des Wettbewerbs Jäger/Bergmüller. Spontan kann es weitere Kandidaten geben, die bisher nicht als mehrheitsfähig gelten. AfD-üblich wird hart gekämpft: Im Internet wird in geschlossenen Kreisen kritisiert, vieles dringt nach draußen. Während Bergmüller für „CSU-Methoden“ geschimpft wird, wird Jäger destruktive Arbeit vorgeworfen.
Nach dem aktuellen Umfragestand könnten über 20 AfD-Abgeordnete einziehen. Oberbayern ist der letzte AfD-Bezirk, der wählt, noch dazu der wichtigste. 40 Prozent der bayerischen Mitglieder sind hier beheimatet. Entsprechend aufmerksam wird der Ausgang verfolgt. Im März werden die Bezirkslisten festgelegt, im Mai über die landesweite Spitzenkandidatur entschieden. Im Gespräch ist eine Doppelspitze, wie sie bei der AfD außerhalb Bayerns üblich ist. Vize-Landeschefin Katrin Ebner-Steiner, Deggendorf, soll eine Kandidatin sein. Zu Gerüchten äußert sie sich nicht, will aber in Ingolstadt vorbeischauen. Ihr Anreiseweg: 162 Kilometer. Sebastian Dorn