Franz Jung wird Bischof in Würzburg

Humorvoll, umsichtig, spirituell

von Redaktion

von Michael Jacquemain

Würzburg/Speyer – „Ich bin quasi ein Re-Import.“ Franz Jung, bisher Generalvikar des Bistums Speyer, war früher Sekretär des Speyerer Bischofs Anton Schlembach, der vor seinem Wechsel in die Pfalz Generalvikar in Würzburg war. Jetzt gehe er im Gegenzug als Speyrer Generalvikar in die Mainstadt, lacht Jung. Am Freitag ist er vom Papst zum 89. Bischof von Würzburg ernannt worden, als Nachfolger von Friedhelm Hofmann, der altersbedingt zurückgetreten war.

Als „ganz wunderbare Stadt mit reicher Kultur und Tradition“ hat Jung seine künftige Bischofsstadt Würzburg bezeichnet. Eine Gemeinsamkeit beider Bischofssitze sieht Jung im Wein, der sowohl in der Pfalz wie auch in Franken angebaut wird. In der Pfalz ist Jung sehr beliebt. Geschätzt wird vor allem, dass er anpackt. Maßgeblich organisierte er über Jahre den bistumsweiten Reform- und Fusionsprozess „Gemeindepastoral 2015“. Dabei zeigte sich Jung als Moderator, der auch auf Kritiker zugeht und versucht, möglichst viele mitzunehmen. Unter starker Mitarbeit der Laien und Räte im Bistum entstand ein neues Seelsorgekonzept. Zugute kommt Jung dabei, dass er Ziele formulieren kann – und dass er ein sehr humorvoller Mensch ist, der gerne lacht.

Auch wenn es darum ging, das Jubiläumsjahr zur Weihe des Kaiserdoms vor 950 Jahren, die Begleitung der Seligsprechung des Ordensgründers Paul Josef Nardini (1821– 1862) oder die Beerdigung von Altkanzler Helmut Kohl auf dem Domherrenfriedhof zu organisieren, war Jungs organisatorisches Talent gefragt. Bei all solchen Aufgaben ist Jung klar in der Sache, zugleich aber ausgesprochen pragmatisch.

Jung kam 1966 in Mannheim auf die Welt und wuchs am gegenüberliegenden Rheinufer mit drei Geschwistern in Ludwigshafen auf. Beide Eltern waren Lehrer. Jung studierte in München und Rom Philosophie und Theologie. 1992 weihte ihn der damalige Limburger Bischof Franz Kamphaus in Rom zum Priester.

Die erste Seelsorgestelle absolvierte Jung in Pirmasens, bevor er in der Speyerer Dompfarrei arbeitete und Sekretär des emeritierten Bischofs Anton Schlembach wurde – hier schließt sich ein Kreis, denn Schlembach stammt aus dem Bistum Würzburg. Und Stellenwechsel zwischen Speyer und den bayerischen Bistümern sind alles andere als außergewöhnlich.

Weil die Pfalz einst selbst bayerisches Herrschaftsgebiet war, gehört der Bischof von Speyer bis heute der Bischofskonferenz im Freistaat an. Der Erzbischof sitzt in Bamberg. Auch die früheren Münchner Kardinäle Friedrich Wetter und Joseph Wendel stammen aus der Pfalz. Als Karl-Heinz Wiesemann in Speyer vor ziemlich genau einem Jahrzehnt Schlembachs Nachfolger wurde, ernannte er Jung zum Generalvikar. Seit damals gehört Jung auch dem Domkapitel an.

Bei allem Organisations- und Gestaltungsvermögen: Jung ist Theologe geblieben, hat ein großes Interesse an den Anfängen des Christentums und an den Kirchenvätern, wie die zentralen theologischen Figuren der ersten Jahrhunderte heißen. In seiner Doktorarbeit befasste sich Jung 2001 mit einem Thema aus dem Neuen Testament. Selbst nach der Ernennung zum Generalvikar fand Jung noch Zeit zum Publizieren. Bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ging Jung einen Weg, in dessen Mittelpunkt eindeutig die Situation der Opfer stand.

Zum 25-jährigen Priesterjubiläum im vergangenen Jahr hatte Wiesemann betont, Jung arbeite „souverän und mit großem Sachverstand“. Gleichzeitig sei Jung ein tief spiritueller Mensch. „In seiner Person verbinden sich herausragende Begabungen für Theologie, Seelsorge und kirchliche Verwaltung. Sie geben ihm die Fähigkeit, Brücken zu bauen zwischen Menschen, die an unterschiedlichen Wirkungsorten von Kirche tätig sind“, so Wiesemann.

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