München – Mit einem Gottesdienst in der Münchner Liebfrauenkirche ist gestern die Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor eröffnet worden. Sie steht unter dem Motto „Heute schon die Welt verändert?“ mit Indien als Beispielland. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, erinnerte in seiner Predigt daran, dass Gott nach der Sintflut den Menschen als Zeichen der Hoffnung und des neuen Bundes einen Regenbogen geschickt habe. Damit habe er eine zweite Chance ermöglicht und zugleich die Aufforderung verbunden, Einheit und Vielfalt der Schöpfung mit allen Kulturen und Traditionen zusammenzubringen.
Manche mögen heute sagen, dass es ihnen zu bunt zugehe, sagte Marx. Damit sei die Gefahr eines Rückzugs in die nationale Engführung verbunden. Gott jedoch schließe einen Bund mit allen. Die Zeit sei reif für das Evangelium vom Volk Gottes, betonte der Kardinal, und forderte dazu auf, solidarisch zu handeln. Der Gottesdienst wurde live in der ARD übertragen.
Mit einem Aufruf zum Engagement gegen Ungerechtigkeit hat die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler ebenfalls gestern die bundesweite evangelische Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ offiziell eröffnet. Wer das Risiko eingehe, sich zu zeigen und Versteckspiele unterlasse, könne viel gewinnen, sagte sie im Gottesdienst in der evangelische Thomaskirche in Hofheim am Taunus, der im ZDF live übertragen wurde. „Normalerweise versucht ein Mensch ein ganzes Leben lang, sich von seiner besten Seite zu zeigen“, sagte Breit-Keßler.
Sie warnte davor, andere abzuwerten, um sich selbst herauszustellen. Die Regionalbischöfin rief dazu auf, nicht zu kneifen, sondern sich von den Nöten der Welt „aufstören“ zu lassen. „Es braucht meinen Widerspruch, wenn Menschen schlecht gemacht werden wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrer Herkunft“, sagte sie. „Ich will mich zeigen, wenn Männer und Frauen attackiert werden, weil sie mit einer Behinderung leben oder keinen vollen Einsatz bringen können.“ Die evangelische Fastenaktion steht unter dem Motto „Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen“. kna/epd