Das Porträt
Markus Fröschl, 52, hat mit Markus Söder mehr gemeinsam als nur den Vornamen und das CSU-Parteibuch: Für beide wird Mitte März ein Platz frei, auf dem bisher Horst Seehofer saß. Söder darf als Ministerpräsident ans Kopfende des Kabinettstisches rücken. Fröschl bekommt einen Sitz im Landtag, wenn auch wohl eher einen von den hinteren. Der Landwirt aus Trostberg ist auf Platz eins der CSU-Nachrückerliste in Oberbayern. Mehr als vier Jahre verharrte er dort als „MdL in Lauerstellung“, wie er sich mit einem Augenzwinkern bezeichnet. „Als Nachrücker weiß man ja nie, ob und wann es passiert.“
Fröschls politisches Parkett waren bisher der Trostberger Stadtrat (Referent für Sport, Freizeit und Erholung) und der übergeordnete Traunsteiner Kreistag. Seine Fachgebiete: Landwirtschaft, Umweltschutz, Denkmalschutz. Stellt er in diesen Disziplinen nun die bayerische Landespolitik vom Kopf auf die Füße? „Seehofers Personalstab mit Büro und Dienstwagen übernehme ich gerne “, sagt er. Dann muss er lachen. „Nein, ich muss im Maximilianeum erst das Gehen lernen“, bekennt er. „Es wäre eine fatale Selbstüberschätzung, zu glauben, auf den Fröschl haben in München alle gewartet.“
Auf Büro und Mitarbeiterstab verzichtet der Nachrücker, denn sein Gastspiel in München ist voraussichtlich ein kurzes; rund sieben Monate dauert die Legislaturperiode noch. „Bis dahin wird es weder daheim im Chiemgau noch in München politische Erdbeben geben“, mutmaßt Fröschl. Bei der kommenden Landtagswahl will er wieder antreten. Dass er sein frisch erobertes Mandat verteidigen kann, bezweifelt er mit Blick auf die aktuellen Umfragewerte der CSU. „Die Chancen sehen überschaubar aus.“
Aber schon 2013 hatte ihn der Wähler vom „Niemandsland der Liste“, wie er sagt, überraschenderweise zum Nachrücker geadelt. 238 Stimmen fehlten damals für den direkten Einzug in den Landtag. Auch bei Kreistags- und Stadtratswahlen rollte Fröschl schon das Feld von hinten auf. „Das waren Persönlichkeitswahlen“, wagt er einen Erklärungsversuch. Jetzt will er seine voraussichtlich kurze Amtszeit „ganz gelassen und mit ein bisserl Unwissenheit und Demut vor der Aufgabe“ meistern. „Ich nehme mich nicht so wichtig“, sagt er – und man glaubt es ihm. Josef Ametsbichler