Technische Universität München

Die Forscherschmiede wird 150

von Redaktion

von Sabine Dobel und Claudia Schuri

München – Speiseaufzüge, batteriebetriebene Klingelanlagen oder Heizungen mit Luftfeuchtbefeuchtung – König Ludwig II war ein Technikfan. Als er 1868 die Polytechnische Schule München – die Vorgängerin der Technischen Universität München (TUM) – gründete, ging es ihm nicht unbedingt um hehre Erkenntnis, sondern darum, das Leben angenehmer zu machen.

Heute, 150 Jahre später, zählt die TUM zu den renommiertesten Universitäten in ganz Europa. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. 17 Nobelpreisträger lehrten, studierten und forschten dort. Zum Jubiläum ist eine große Feier geplant, zu der unter anderem Ministerpräsident Markus Söder und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet werden.

Vorab gibt sich Präsident Wolfgang Herrmann nachdenklich. Mit Sorge sieht er vor allem das starke Wachstum: „Wir müssen unsere Größe bedenken“, sagt er. „Mit 40 000 bis 41 000 Studierenden sind wir deutlich über unserer Leistungskapazität.“ Dieses läge bei der jetzigen Ausstattung bei etwa 30 000 Studenten, so Herrmann. An der TUM werden 177 Studiengänge angeboten, es gibt 10 103 Beschäftigte, darunter 545 Professoren sowie zusätzlich rund 250 Honorar- und Ehrenprofessoren.

Eine Größenordnung, die in den Anfangsjahren unvorstellbar war: Damals betreuten 24 Professoren und 21 Dozenten 350 Studenten.

Es gab Höhen und Tiefen in der Geschichte der TUM. Im Dritten Reich mussten politisch unerwünschte Professoren die Universität verlassen und ab 1938 durften keine jüdischen Studenten mehr immatrikuliert werden. Die Universität wurde für die Rüstungsforschung herangezogen. Noch immer sollen Berichten zufolge einige Männer, die in NS-Verbrechen verstrickt waren, Ehrentitel der Hochschule tragen. Die TUM prüft das derzeit. Auf der anderen Seite fand im Dritten Reich aber weiter Grundlagenforschung auf hohem Niveau statt und einzelne Angestellte und Studenten wagten den Widerstand. Nach dem zweiten Weltkriegs waren 80 Prozent des Gebäudes im Stammgelände zerstört. Jahrelang packten Studenten beim Wiederaufbau mit an.

Heute steht die TUM vor neuen Herausforderungen. Bei der Forschung müsse es in Zukunft eine engere Verbindung von Sozial- und Humanwissenschaften mit Technik geben, fordert Präsident Herrmann. „Es sollte zum Beispiel nirgends ein Politikwissenschaftler ausgebildet werden, der gar keine Ahnung von Technik hat“, sagt er. Nur so könnten Ängste der Menschen vor den neuen technischen Möglichkeiten, wie zum Beispiel den Einsatz von Robotern in der Pflege, abgebaut werden.

Der TUM steht ein Etat von 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung. 50 Millionen Forschungsgelder kommen aus der Privatwirtschaft. Daran gibt es immer wieder Kritik. Zu einer Einflussnahme aus der Industrie käme es jedoch nicht, betont Wolfgang Herrmann: „Wir nehmen nicht Geld für Themen, die uns nicht interessieren oder wo wir beeinflusst würden in unserer Forschung“, sagt er. Das Kerngeschäft der TUM müsse aber dennoch staatlich finanziert bleiben.

Artikel 3 von 7