München – Wer über Markus Thomas Theodor Söder, geboren 1967 in Nürnberg, alles zu wissen glaubte, hat sich getäuscht. Schon allein die Vornamen, die sind kaum bekannt. Das und viel mehr verbirgt sich in einer neuen, unautorisierten Biografie über Bayerns Ministerpräsidenten. „Politik und Provokation“ nennen die Autoren Roman Deininger und Uwe Ritzer ihr Werk, und das zutreffend: Keiner politisiert, provoziert und polarisiert so wie Söder. In der ersten umfassenden Biografie über den CSU-Regenten stecken zwei Jahre Arbeit. Oft ist es der Versuch, hinter die von Söder inszenierten Bilder und von ihm erzählten Geschichten zu blicken, sich nicht blenden zu lassen von Details aus dem Privaten, die er selektiv preisgibt. Die beiden „SZ“-Journalisten wühlen tief in den Archiven – stoßen aber an Grenzen. Auch in Kleinarbeit gelingt es zum Beispiel nicht, Söder des Promotionsbetrugs zu überführen. Er wurde nur hauchdünn zugelassen, seine Note war mau („satis bene“) – aber kein Beleg für Plagiat oder Ghostwriter. Auch in Söders Familiengeschichte – die Schwester Heike, über die er nie redet, der Vater, zu dem das Verhältnis schwierig war – bleiben Lücken. Private Eskapaden bleiben angedeutet.
Kein Krawall-Buch also, aber auch keines, das (abgesehen von einzelnen Formulierungen und ein bisschen viel „SZ“-Eigenlob) die Autoren aus ihren alten Zeitungsartikeln zusammengestopselt hätten. Noch weniger eines, aus dem Hass oder Huldigung des gnadenlosen Machtpolitikers tropfen. Unübersehbar ist nur, dass Söder (und sein Umfeld) viel Zeit darauf verwandten, um seine Sicht zu schildern.
Das Buch ist kenntnisreich geschrieben, keine relevante Station scheint zu fehlen. Manchmal ist einfach mit feiner Ironie geschildert, wo nichts zu erfahren war: beim Dürer-Gymnasium zum Beispiel, wo sich niemand mehr an den heute prominenten Schüler erinnern mag. cd
„Politik und Provokation“
Autoren: Roman Deininger, Uwe Ritzer. Droemer, München, 304 Seiten; 19,99 Euro