Ihr werdet es nicht glauben, gestern habe ich ein Einhorn getroffen! Das pferdeartige Tier hatte ein weißes Fell, lange Beine und sah sehr elegant aus. Auf dem Kopf hatte es ein langes Horn. Als ich zu ihm hinwatscheln wollte, verschwand es – und ich schlug die Augen auf: Ich hatte alles nur geträumt. Schade! Da hörte ich plötzlich ein Knacken, das von einem niedrigen Ast über mir kam. Als ich den Kopf hob, fragte ich mich, ob ich schon wieder träume: Da oben auf dem Ast stand eine Ziege! „Da staunst du, was?“, meckerte sie. Ich kannte die Ziege vom Bauernhof in der Nähe des Sees. Offenbar war sie ausgebüxt – und jetzt stand sie da oben. Ziegen können nämlich gut klettern, was ich aber nicht wusste. „Die muss irgendwer da hochgehext haben“, schnatterte ich. Doch die Ziege lachte nur. „Von unseren zwei kurzen Hörnern kommt die Geschichte mit den Einhörnern bestimmt nicht“, meckerte sie. Vielleicht aber von einem Übersetzungsfehler: Die Menschen dachten lange, das Einhorn komme schon in der Bibel vor. Darin wird von dem seltsamen Tier „Re’em“ berichtet. Die Leute, die den Text aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzten, wussten nicht, dass damit ein Auerochse gemeint war. Sie sahen nur eine Zeichnung, auf der dieser von der Seite abgebildet war. Daher sah es so aus, als hätte das Tier nur ein Horn. Sie nannten es Monokeros, zu Deutsch Einhorn. Eure Paula