München/Augsburg – Es ist eine lange Tradition: Jeweils zu Pfingsten hält die Sudetendeutsche Landsmannschaft ihren Sudetendeutschen Tag ab – diesmal in Augsburg. Überwogen früher die schrillen Töne in Richtung Prag, so hat sich in der Ägide des früheren CSU-Europaabgeordneten Bernd Posselt die Tonlage merklich gewandelt. Es ist viel von Aussöhnung und gemeinsamer europäischer Zukunft die Rede. „Auch wenn manche von uns die klaren Ansagen von früher vermissen: Heute ist Klugheit gefragt, nicht Lautstärke“, heißt es dazu in einer aktuellen Ausgabe der „Sudetendeutschen Zeitung“. Trotz einiger Schwierigkeiten hat die Landsmannschaft 2015 auch ihre Satzung geändert und auf Ziele wie die „Wiedergewinnung der Heimat“ und auf Entschädigung verzichtet. Dass einige „Extremisten“ (Posselt) protestierten, nahm der Bundesvorsitzende in Kauf.
Im Münchner Presseclub erklärt Posselt das Motto des Sudetendeutschen Tags „Unsere Heimat – Kulturerbe Europas“ an diesem Wochenende wie folgt: „Heimat ist nicht im abgeschotteten Sinn gemeint, sondern im weltoffenen europäischen Sinn“. Dann spricht er über Klimaverbesserungen und seinen Reformkurs, den er „entschlossen“ fortsetzen wolle. So gut sind die Kontakte zu dem östlichen Nachbarn jetzt, dass Posselt den nächsten Schritt plant: ein Pfingsttreffen in der Tschechischen Republik. Der 70. Sudetendeutsche Tag 2019 werde noch in Bayern stattfinden, sagt Posselt. „Aber ich bin mir sicher, dass es uns zwischen 2020 und 2024 gelingen wird, einen Sudetendeutschen Tag in der Tschechischen Republik abzuhalten.“ In welcher Stadt, das sei offen.
Ebenfalls geplant ist ein Donau-Moldau-Kulturfestival 2019, das eine „europäische Ausstrahlung“ haben soll. Auch wollen sich die Sudetendeutschen dafür einsetzen, dass die Bundesregierung die Kultur der Sudetendeutschen als immaterielles Kulturerbe bei der Unesco anmeldet.
Dass zum Pfingsttreffen auch tschechische Repräsentanten eingeladen werden, ist schon eine kleine Tradition. Nach Augsburg kommt allerdings nur der tschechische Botschafter in Deutschland. Regierungsoffizielle fehlen indes – weil es in Tschechien derzeit nur eine Übergangsregierung gibt. „Da fehlt uns im Moment leider der Ansprechpartner.“ Traditionell kommen zum Sudetendeutschen Tag aber bayerische Politiker, diesmal erstmals Ministerpräsident Markus Söder (CSU), daneben aber auch Politiker von SPD, FDP, Grünen und den Freien Wählern. Die AfD indes fehlt – was Posselt mit einer Auseinandersetzung im Vorfeld begründet: Die Partei habe einen Infostand in den Augsburger Messehallen aufstellen wollen, was nicht üblich sei. Es gebe einen Grundsatzbeschluss, dass dies nur Parteien zustehe, „die sich eindeutig von Links- wie Rechtsextremisten abgrenzen“. Diese Abgrenzung, so Posselt weiter, „sehe ich weder bei der AfD noch bei der Linkspartei“. Außerdem paktiere die AfD mit „einem der größten Sudetendeutschen-Hasser“, nämlich dem ehemaligen tschechischen Staatspräsidenten Klaus. Er sei ein Befürworter der Benesch-Dekrete, mit denen die Vertreibung eingeleitet wurde, und trete als aktiver Wahlkämpfer bei der AfD auf.