München – Die Frontlage war klar, der Nachrichtenwert überschaubar. Trotzdem war die Aktuelle Stunde im Landtag zur dritten Startbahn am Flughafen München aufschlussreich. Beantragt hatten sie die Freien Wähler, Akzente setzten andere: Drei langjährige Abgeordnete, teils glühend für, teils gegen das Projekt. Es könnte ihr letzter Schlagabtausch zu diesem Thema gewesen sein, denn die Legislaturperiode neigt sich dem Ende entgegen (Sommerpause ab Mitte Juli), und dass über die Startbahn noch mal im Landtag diskutiert würde, ist nicht absehbar.
Einmal mehr setzte sich deshalb der CSU-Abgeordnete Erwin Huber – er scheidet im Herbst nach 40 Jahren aus dem Parlament aus – mit seiner ganzen rhetorischen Kraft für das Projekt ein. Den Bürgerentscheid in München, der 2012 gegen die Bahn ausging, stufte der Niederbayer als „nicht relevant“ ein. Ja, mehr noch, die Entscheidung der Münchner sei „egoistisch“, die Bahn schließlich für ganz Bayern wichtig. Und, so Huber: „Wir werden nicht nach der Pfeife der Münchner tanzen.“
Das war mehr als nur eine Steilvorlage für den Grünen-Abgeordneten Christian Magerl, auch er ein Startbahn-Veteran, freilich auf Seite der Gegner. Der Freisinger hört nach 27 Jahren als Abgeordneter auf, Huber war einer seiner Lieblingsgegner: Magerl dankte ihm ironisch für sein flammendes Pisten-Bekenntnis. „Das werden wir den Menschen draußen erzählen“, drohte er. Die CSU habe „kein Interesse am Schicksal der Leute rund um das Erdinger Moos“. Dritter im Bunde der Veteranen war Otmar Bernhard – der Münchner CSU-Abgeordnete tritt nach 28 Jahren im Landtag bei der Wahl im Herbst nicht mehr an. Ein letztes Mal beschwor er den gesamtbayerischen Wert der Flugpiste. „Warum begreifen Sie das eigentlich nicht?“, fragte er in Richtung Magerl – und gab die Antwort gleich selbst: Magerl habe halt einfach „keine wirtschaftsstrategische Kompetenz“.
Eine Abstimmung gab es am Donnerstag nicht – wohl aber ein erstaunliches Beispiel für die Wandelbarkeit von Meinungen. Der Abgeordnete Alexander Muthmann, früher bei der Anti-Startbahn-Partei Freie Wähler, jetzt FDP, hat mit der Partei auch seine Haltung gewechselt. Er ergriff als letzter Redner das Wort und sagte, er sei jetzt pro Startbahn. „Wer Zukunft mitgestalten will, muss Infrastruktur ausbauen.“ dirk walter