Naturschutz

Nationalpark-Befürworter geben nicht auf

von Redaktion

von Kathrin Zeilmann und Dominik Göttler

Ebrach/Freising – Für die Staatsregierung ist ein weiterer Nationalpark in Bayern offiziell kein Thema mehr. Umweltschützer kämpfen aber nach wie vor für einen Nationalpark Steigerwald – und fahren schwere Geschütze gegen die Bayerischen Staatsforsten auf: Das Unternehmen plane nach der Landtagswahl im Herbst die Fällung alter Bäume in einem früheren Schutzgebiet bei Ebrach (Landkreis Bamberg), sagt Adolf J. Hümmer, Chef des Vereins „Nationalpark Nordsteigerwald“. Ein Sprecher der Staatsforsten wies dies jedoch zurück: Es sei vielmehr richtig, dass man lediglich einen sanften Einstieg in die Bewirtschaftung des Ebracher Forsts plane.

Im Steigerwald tobt seit Jahren ein Streit um die Nationalpark-Idee. Die Fronten sind immer noch verhärtet – auch nachdem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärt hatte, die Pläne für einen weiteren Nationalpark in Bayern zurückzustellen. Zuletzt war der Steigerwald zudem gar nicht mehr im Rennen, die Staatsregierung hatte sich auf die Rhön und die Donau-Auen konzentriert.

„Für uns sind die Chancen größer als vorher“, sagt Hümmer dennoch. Er und seine Mitstreiter hoffen vor allem darauf, dass die derzeit alleinregierende CSU nach der Landtagswahl im Herbst in eine Koalition muss – bestenfalls mit den Grünen. Derzeit, räumte Hümmer ein, sei die CSU „weit weg davon, gesprächsbereit zu sein“.

Aber auch die Gegner eines Nationalparks sind weiter aktiv. Man habe die Äußerung Söders sehr begrüßt, sagte Oskar Ebert, stellvertretender Chef des Vereins „Unser Steigerwald“: „Es wird mit ihm keinen Nationalpark im Steigerwald geben, weil die überwiegende Zahl der Menschen im Steigerwald das nicht will.“ Dennoch werde man als Verein weiter aktiv bleiben, betonte Ebert. „Ein Großschutzgebiet wie ein Nationalpark wäre ein einschneidender Strukturwandel, bei dem die Region, die vielen holzverarbeitenden Betriebe und die Menschen in der Region die Verlierer wären.“

Nicht nur im Steigerwald geht die Debatte weiter. Auch die Unterstützer eines Nationalparks in den Donau-Auen wollen trotz Söders Absage nicht aufgeben. „Wir sammeln weiter Unterschriften“, sagt Christine Margraf vom Bündnis für den Auen-Nationalpark. Über 2000 seien schon zusammengekommen. Für sie war es „absurd“, dass die Verhandlungen ausgerechnet zu dem Zeitpunkt gestoppt wurden, als es um die konkrete Ausgestaltung der Gebietskulisse eines möglichen Nationalparks ging. Ein Park, der entlang der Isar bis in den Landkreis Freising hätte ragen können. „Alle standen in den Startlöchern.“ Doch dann sagte Söder den Start ab – und kündigte in seiner Regierungserklärung statt eines Nationalparks ein begehbares Donau-Aquarium an. „Das ist überhaupt kein befriedigender Ersatz“, sagt Margraf. „Und es hat mit dem Gedanken, der hinter einem Nationalpark steht, überhaupt nichts zu tun.“ Diese Idee, die Natur vor intensiver Bewirtschaftung zu schützen, wollen die Unterstützer nicht aufgeben.

Im Steigerwald ist das ganz ähnlich. In einem kämpferischen Appell hatte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Badum Anfang Mai auf dem Landesparteitag in Hirschaid (Landkreis Bamberg) für mehr Naturschutz im Steigerwald geworben. Die Staatsregierung weigere sich, den Steigerwald zu schützen. Baumfällungen dürfe es dort aber nicht geben: „Wenn es sein muss, ketten wir uns an die Bäume an“, sagte Badum unter dem lauten Applaus der Delegierten.

Das Waldgebiet um Ebrach ist hart umkämpft: 2014 wies das Landratsamt Bamberg dort ein großes Schutzgebiet aus – zum Missfallen der Staatsregierung. Ein Jahr später wurde auf Druck Münchens die Rückabwicklung eingeleitet. Eine Klage des Bundes Naturschutz dagegen blieb erfolglos. Nun integrieren die Staatsforsten das Gebiet in ihre Bewirtschaftung. Dazu gehöre etwa die Pflege von Eichenbeständen oder die Pflanzungen von jungen Tannen, erläuterte der Sprecher. „Zur nachhaltigen Waldwirtschaft gehört auch der Waldnaturschutz, daher werden mit dem Beginn der Bewirtschaftung auch Naturschutzmaßnahmen wie die Errichtung von Trittsteinen der natürlichen Waldentwicklung umgesetzt.“ Das bedeutet, dass Teile der Flächen aus der Bewirtschaftung genommen werden, um sie komplett der Natur zu überlassen. Eine Fällung von Altbäumen sei nicht vorgesehen, betonte der Sprecher. Heute soll das Konzept für den „sanften Einstieg“ in die Bewirtschaftung der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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