Immer mehr Großbetriebe in Bayern

von Redaktion

Von Sebastian Schuch

München – Am Ende muss Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) „im Schweinsgalopp“ auf die Kritik der Opposition am Agrarbericht 2018 antworten. So ausführlich hatten SPD, Grüne und Freie Wähler das im Zweijahres-Turnus erscheinende Dokument auseinander genommen. Dabei hatte Kaniber zuvor verkündet, dass die bayerische Agrarpolitik erfolgreich sei.

Denn der durch die Milchkrise befürchtete beschleunigte Strukturwandel ist bislang ausgeblieben. In den Geschäftsjahren 2015/16 und 2016/17 haben in Bayern jährlich 1,1 Prozent der Bauern ihren Betrieb aufgegeben, berichtete Kaniber. Verglichen mit dem Bundesdurchschnitt von 3,9 Prozent sei das ein hervorragender Wert. 2017 gab es in Bayern 106 718 landwirtschaftliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Größe von 30 Hektar. Darunter finden sich immer mehr Großbetriebe mit mehr als 100 Hektar. Über 5200 waren es im vergangenen Jahr, ein Plus von 7,2 Prozent seit 2015. Bei kleineren Höfen zwischen zehn und 50 Hektar (5,3 Prozent) sowie Milchvieh- (4,8 Prozent) und Schweinebetrieben (6,6 Prozent) haben dagegen überdurchschnittlich viele Landwirte aufgehört.

158 Milliarden Euro erwirtschaften Bayerns Bauern pro Jahr, rund 14 Prozent aller bayerischen Umsätze. Jeder dritte deutsche Hof steht im Freistaat, jeder siebte Arbeitsplatz ist direkt oder indirekt mit der Landwirtschaft verbunden. Damit bleibt Bayern Deutschlands wichtigstes Agrarland.

Das schlägt sich, nachdem sich die Preise für Milch und Schweinefleisch erholt haben, auch finanziell bei den Bauern nieder. Ein hauptberuflicher Landwirt machte im vergangenen Jahr im Schnitt 52 605 Euro Gewinn. Fast 32 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der nebenberuflichen Landwirte beträgt rund 61 Prozent. Das zeigt, „wie kreativ, innovativ und unternehmerisch engagiert unsere Landwirtsfamilien sind“, sagte Michaela Kaniber.

SPD-Agrarsprecher Horst Arnold sah dagegen einen „alarmierenden Rückgang“ an Nebenerwerbslandwirten. Ihre Zahl ist von 2014 bis 2016 von rund 63 000 auf 44 000 gesunken. Zudem ist ihr Gewinn um 23 Prozent gefallen. Das sei fatal für die Diversität der Landwirtschaft. Deshalb fordert die SPD eine Nebenerwerbsoffensive mit wirtschaftlicher Beratung und Bildungsangeboten.

Leopold Herz (Freie Wähler) drängte ebenfalls auf eine stärkere Förderung für kleinere Betriebe bis 30 Hektar. Mit 508 Euro pro Hektar – unabhängig von der Größe des Betriebs – fördert Bayern bereits mehr als jedes anderes Bundesland. Auch Gisesla Sengl (Grüne) bereitete der Rückgang der „typisch bayerischen Betriebe“ zwischen zehn und 50 Hektar Sorgen. Den rund 9200 ökologischen Betrieben in Bayern bescheinigt sie mit elf Prozent mehr Gewinn eine positive Entwicklung, wenngleich es weiterhin Nachholbedarf gebe.

Artikel 7 von 9