Die 100 besten LandGasthäuser Bayerns

Wer was wird, wird Heimatwirt!

von Redaktion

von Josef Ametsbichler

München – Kirche, Maibaum, Dorfwirtschaft – das ist der bayerische Dreisatz der Gemütlichkeit. In einem Ort, der diese simple Formel erfüllt, ist die Welt in Ordnung. Doch diese Rechnung geht immer seltener auf: Immer mehr Dorfwirtschaften in Bayern machen dicht – weil der Betrieb sich nicht mehr rentiert, weil die Gäste ausbleiben, oder weil sich kein Nachwuchs-Wirt findet, der sich den oft stressigen Berufsalltag antun will.

Solche Sorgen haben die Daxenbichlers nicht. Sie sind Wirte in der fünften Generation und haben die „Waldgaststätte Filzenklas“ bei Tuntenhausen (Kreis Rosenheim) zu einem Anziehungspunkt für Stammgäste und Ausflügler aus der ganzen Region ausgebaut – mit Moorlehrpfad und einem regelrechten Streichelzoo aus Pferden, Katzen, Hühnern und sogar exotischen Nandus. So ist auch für Kinder was geboten.

Der Wirt Hans Daxenbichler (51), ist stolz auf sein Rehgulasch aus der eigenen Jagd – aber ganz besonders auf seine Tochter Christina (32), die in dem Familienbetrieb immer mehr Fäden in die Hand nimmt. „Man muss es mögen“, sagt die Jungwirtin zwar über den Wirtsberuf, der viel Stress und wenig Freizeit bereithält. „Aber wenn sich die Gäste nach einem Besuch freuen und bedanken, dann wissen wir: Wir machen es richtig.“

Vorzeige-Gasthäuser wie den „Filzenklas“ gibt es in Bayern eine Menge. Um sie zu finden, hatte das Heimatministerium gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband den Wettbewerb „100 beste Heimatwirtschaften“ ausgerufen. Die Sieger prämierte Ex-Heimatminister und Jetzt-Ministerpräsident Markus Söder gestern gemeinsam mit seinem Nachfolger Albert Füracker (beide CSU) im Münchner Hofbräuhaus. Ein passender Ort, nennt doch so mancher München das „größte Dorf der Welt“. Dann wäre das Hofbräuhaus wohl die passende Dorfwirtschaft.

Die mehr als 400 Gasthäuser, die sich um den Titel „Heimatwirtschaft“ und die 1000 Euro Preisgeld beworben haben, liegen aber alle auf dem Land. Das war Bedingung. „Die Seele des Landes liegt in der Vielfalt der Regionen“, lobte Söder die Preisträger aus allen Regierungsbezirken und versprach unter hoffnungsvollem Applaus der angereisten Wirte „vollen Einsatz für den ländlichen Raum“.

Der Freistaat werde 30 Millionen Euro Fördergelder gerade in die dortigen kleinen Gaststätten stecken. Außerdem kündigte Söder an, sich für Steuererleichterungen und Bürokratieabbau starkzumachen: „Ich finde, der Staat muss helfen statt behindern.“

Das dürften auch Ulrike und Rudi Rohrmoser von der „Reindlschmiede“ in Bad Heilbrunn (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) gerne gehört haben. „Mit Gastronomie allein tut man sich unheimlich schwer“, sagt Rudi Rohrmoser. Die Wirtsleute haben deshalb kräftig in ihren Betrieb investiert und das Gebäude, das schon seit 400 Jahren als Gastwirtschaft dient, um ein kleines Hotel erweitert. „Damit die Leute, die bei uns zum Feiern kommen, nicht sofort wieder heimfahren müssen“, sagt der Wirt mit einem Schmunzeln. Die Reindlschmiede, die sich nun ebenfalls zu Bayerns 100 Besten zählen darf, ist gleichzeitig Lokal für örtliche Stammtische und Vereine. Den Stress, der damit verbunden ist, möchten Rohrmoser, der in der Gastronomie aufgewachsen ist, und seine Frau auf keinen Fall missen. „Da sind wir einfach aufgeräumt“, sagt der Wirt.

Alle „Heimatwirtschaften“

sind im Internet zu finden: www.heimat.bayern

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