Dachauer Volksfest

Das Trachtenmesser-Revöltchen

von Redaktion

Dachau – Das Dachauer Volksfest hat in diesem Jahr mit einer Revolte begonnen. Oder eher: einem Revöltchen: Rund 40 Mitglieder des Trachtenvereins „D’Ampertaler“ boykottierten den Festumzug zur Ludwig-Thoma-Wiese, um gegen das von der Stadt Dachau erlassene Messer-Verbot zu demonstrieren.

Vertreter aller Brauchtumsvereine der Großen Kreisstadt hatten lautstark gegen die Regelung, die Stichwaffen aller Art auf dem Volksfestgelände verbietet, gewettert. Denn: Damit sind auch Trachtenmesser beziehungsweise die mehrteiligen, äußerst wertvollen und zur Dachauer Tracht gehörenden Bestecke untersagt. Während der Verein von einer „lächerlichen Farce“ spricht und den Verlust von Traditionen beklagte, beruft sich die Stadt auf ihr Sicherheitskonzept und darauf, dass es den zuständigen Security-Mitarbeitern bei den Einlasskontrollen nicht zuzumuten sei, zwischen Waffen und Brauchtumsgegenständen zu unterscheiden. „Mir fehlt die Fantasie, wie wir das eindeutig abgrenzen sollen“, hatte der zuständige Amtsleiter Markus Haberl gegenüber der Heimatzeitung betont.

Was die Trachtler aber besonders erbost hatte: Dass die Stadt nicht einmal einem Kompromissvorschlag hatte zustimmen wollen: Demnach sollte es den Vereinsmitgliedern nur am vergangenen Samstag und nur vier Stunden von 12 bis zirka 16 Uhr erlaubt sein, ihr Messer zu tragen. Dies wäre laut Ampertaler-Vorstandsmitglied Robert Gasteiger nämlich der Zeitraum des Einmarschs auf die Thomawiese inklusive anschließender Einkehr ins Festzelt gewesen. „Nein, nicht durchführbar“, hatte es aus dem Rathaus geheißen. Und die Retourkutsche dafür kam nun am Samstag: Anstatt beim Festumzug mitzumarschieren, postierten sich die Revoluzzer in Sicht- und Hörweite beim Kochwirt in der Altstadt und skandierten: „Oans, zwoa, drei, vier: Mia san laut, mia san hier! Fünf, sechs, siebn und acht: s’Bsteck, des ghört zur Tracht!“

Laut Edi Hörl, Mitglied der Ampertaler und einer der Initiatoren des Aufstands, sei das Ziel der Aktion gewesen, „deutlich zu machen, dass wir das Sicherheitskonzept nicht mittragen“. Erstens gehöre ein Trachtenmesser nun einmal zur Tracht und zweitens stelle er sich schlicht die Sinnfrage: In einem Bierzelt gebe es weitaus spitzere und schärfere Messer – „frei zugänglich“! Doch auch unter denjenigen Ampertalern, die sich am Festzug beteiligten, gab es einige, die das Verbot nicht kampflos hinnahmen: Anstelle ihres teuren, silbernen Bestecks hatten sie weiße Plastikmesser in ihren Hosentaschen. Dass sie im kommenden Jahr wieder in voller Montur – samt Messer – zur Dachauer Wiesn einmarschieren dürfen, dafür stehen im Moment die Zeichen gut. Mehrere Mitglieder des Stadtrats sicherten den Ampertalern bereits ihre Unterstützung zu. Der aufziehende Wahlkampf, glaubt der Verein, könne die Fantasie der Verantwortlichen durchaus auf die Sprünge helfen… Stefanie Zipfer

Artikel 7 von 9