Katholiken feiern Mariä himmelfahrt

Ein Strauß, der vor Unheil schützt

von Redaktion

Oberfischbach – Diesen Mittwoch feiern die Katholiken Mariä Himmelfahrt. Wie es Tradition ist, werden dabei in Gottesdiensten bunte Kräuterbuschen gesegnet. Eine Expertin dafür ist Maria Walser vom Glaswinkler Hof nahe Oberfischbach (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Die 61-Jährige ist nicht nur gläubige Katholikin, sondern auch Kräuterpädagogin und weiht Kinder in die Geheimnisse des Brauchtums ein. Im Interview erklärt sie, warum ihr der Feiertag Mariä Himmelfahrt so wichtig ist, was alles in den Strauß kommt, welche Heilkräfte einzelne Pflanzen haben und was nach der Weihe mit den Kräuterbuschen passiert.

-Frau Walser, was bedeutet Mariä Himmelfahrt für Sie persönlich?

Für mich ist die Verehrung der Muttergottes und das Gedenken an sie sehr wichtig. Der Kirchgang im schönen Festtagsdirndl gehört zu Mariä Himmelfahrt auf jeden Fall dazu. Ich hätte ein komisches Gefühl, wenn die Glocken zum Gottesdienst läuten würden und ich zu Hause bleiben würde. Natürlich lasse ich auch einen Kräuterbuschen segnen.

-Was gehört alles in den Strauß?

Je nach der Gegend sieht der Strauß anders aus. Normalerweise werden zwischen zwölf und 99 Kräuter eingebunden, da gibt es verschiedene Varianten. Ich nehme immer zwölf Pflanzen. Die Zahl steht für die zwölf Apostel und damit bekommt man einen schönen Strauß zusammen. Man kann alle Heilkräuter, die in der Umgebung zu finden sind, verwenden. In manchen Orten werden auch noch Getreide oder eine Wetterkerze eingebunden.

-In die Mitte kommt häufig eine Königskerze, oder?

Ja, wer eine findet, bindet sie ein. Aber nicht immer und überall blühen Königskerzen – und man muss sich beim Kräuterbuschen darauf einlassen, was die Natur bietet. Bei mir ist heuer eine Rose in der Mitte.

-Für was steht die Rose?

Die Rose gilt als Marienblume. Sie ist auch ein Zeichen für Ewigkeit, Anmut und Schönheit.

-Wissen Sie schon, welche Kräuter Sie noch verwenden werden?

Ja. Heuer sind zwar die Pflanzen sehr früh dran, aber ich habe schon genügend Pflanzen mit heilender Wirkung gefunden.

-Auch mit Kindern machen Sie sich auf die Suche nach Kräutern. Warum?

Ich will ihnen vermitteln, dass wir abhängig von dem sind, was in der Natur passiert. Sie sollen lernen, dass jedes Kraut eine Bedeutung hat und dass sie achtsam damit umgehen müssen. Dazu gehört zum Beispiel, nicht mehr zu pflücken, als man braucht. Wir suchen die Pflanzen, binden den Strauß und verbrennen zum Abschluss die Buschen aus dem Vorjahr.

-Was passiert nach der Segnung mit den neuen Kräuterbuschen?

Solange der Buschen frisch ist, lasse ich ihn in einer Vase. Später wird er im Herrgottswinkel zum Trocknen aufgehängt. Er soll Haus und Hof mit Bewohnern und Tieren vor Unheil schützen.

-Welche Traditionen gibt es dazu?

Es gibt den Brauch, dass bei einem Gewitter ein paar Kräuter angezündet werden. So soll verhindert werden, dass der Blitz ins Haus einschlägt. Man sagt auch, dass Heilkräuter, die in der Zeit zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt am 8. September gepflückt wurden, die größte Wirkung haben. Natürlich kann man deshalb auch bei gesundheitlichen Problemen ein paar Pflanzen aus dem Busch verwenden, um sich zum Beispiel einen Tee zu kochen. Früher waren die Kräuterbuschen für die Menschen auch ein wichtiger Vorrat, auf den sie im Falle einer Krankheit das ganze Jahr über zurückgreifen konnten.

-Ist das Wissen über die Heilkräuter bei den Menschen noch vorhanden?

Vieles war bereits verschwunden, aber es kommt zurück. Es interessieren sich wieder mehr Leute dafür und beschäftigen sich damit. Bei uns im Dorf ist sogar ein neuer Brauch zu Mariä Himmelfahrt entstanden.

-Welcher?

Seit ein paar Jahren lassen Mädchen aus dem Ort gleich mehrere Buschen in der Kirche segnen. Danach gehen sie damit von Haus zu Haus und bieten den Bewohnern ihre Sträuße an.

Interview: Claudia Schuri

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