Große vermisstensuche

Kanadischer Wanderer spurlos verschwunden

von Redaktion

Von veronika Ahn-Tauchnitz

Lenggries – Er steht vor der Bergstation der Brauneckbahn, lächelt in die Kamera, später kehrt er auf der Tölzer Hütte ein und tritt dann den weiteren Weg Richtung Benediktenwand an. Am nächsten Morgen wird er noch im Jachenauer Dorfladen gesehen. Dann verliert sich die Spur von Jeff Freiheit. Seit Tagen läuft im Isarwinkel die fieberhafte Suche nach dem vermissten Wanderer aus Kanada. Bislang ohne Erfolg.

Freiheit stammt aus Brandon, einer Stadt in der kanadischen Provinz Manitoba. Seine Frau Selena beschreibt ihn als erfahrenen Wanderer. Der 32-jährige Sportlehrer habe schon öfter größere Touren unternommen – beispielsweise auf den Kilimandscharo und zum Everest-Basislager. Für die Alpenüberquerung habe ihr Mann trainiert, er sei in bester körperlicher Verfassung.

Am 31. Juli startete Freiheit in München. Auf dem „Traumpfad“-Fernwanderweg wollte er es bis Venedig schaffen. Für den 23. August hatte er seine Ankunft geplant. Am späten Abend des 8. August meldete sich die Ehefrau bei der Polizeiinspektion Schwaz/Tirol, weil sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Mann hatte.

Zu diesem Zeitpunkt ging sie davon aus, dass er zuletzt am Karwendelhaus gesehen worden war. Das sollte sich später allerdings als falsch herausstellen. Wie es aussieht, hat der Kanadier Tirol nie erreicht. Die Österreicher alarmierten ihre Kollegen in Bad Tölz. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen verbrachte Freiheit die Nacht auf den 2. August in Bad Tölz. „Von dort ist er um 6 Uhr morgens Richtung Lenggries aufgebrochen“, sagt Andreas Rohrhofer, stellvertretender Dienststellenleiter der Tölzer Polizei. Vom Brauneck postete er ein Foto auf Instagram. Nächstes Ziel war die Tutzinger Hütte am Fuß der Benediktenwand. Dort hatte Freiheit eine Übernachtung gebucht, sagt Rohrhofer.

Ob er dort auch ankam, ist nach wie vor nicht 100-prozentig geklärt, ein Zeugenhinweis vom Sonntagabend lege diesen Schluss aber nahe, so Rohrhofer. Denn am 3. August gegen 11 Uhr soll Freiheit im Jachenauer Dorfladen – also wieder im Tal – gesehen worden sein. Von dort hätte ihn der Weg nach Vorderriß führen sollen. Auch dort hatte Freiheit ein Zimmer reserviert. „Dort kam er jedoch nach derzeitigen Erkenntnissen nicht an“, sagt Rohrhofer.

Das ganze Wochenende über lief eine große Suchaktion. Neben Beamten der Alpinen Einsatzgruppe waren mehr als 60 Helfer verschiedener Bergwachten mit Hunden und einer Drohne im Einsatz. Polizeihubschrauber überflogen das Gebiet. „Wir haben es trotz der Hitze in relativ kurzer Zeit geschafft, ein sehr großes Gebiet abzusuchen“, sagt Till Gudelius von der Lenggrieser Bergwacht.

Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Suche am Sonntag ergebnislos abgebrochen, aber direkt am Montagmorgen fortgesetzt. Nach dem Hinweis vom Sonntagabend auf den Zwischenstopp in der Jachenau konzentrierte sich die Suche auf den Abschnitt zwischen der Jachenau und Vorderriß. 40 Helfer waren im Einsatz, dazu Hunde und ein Polizeihubschrauber – ohne Erfolg. Die Retter stießen allerdings auf ein T-Shirt und eine Jacke. Ob es sich dabei um Kleidungsstücke des Vermissten handelt, prüft jetzt die Polizei.

In der Zwischenzeit wertet die Bergwacht mithilfe der Penzberger Sondereinsatzgruppe Technik die Daten der GPS-Tracker aus, die jeder Suchtrupp dabei hatte. „Wir bringen die Aufzeichnungen auf eine Karte und können so eventuelle Lücken finden“, erklärt Sylvia Frei, Sprecherin der Lenggrieser Bergwacht. Dort könnte dann noch einmal gezielt gesucht werden. Frei sagt: „Wann das sein wird, steht noch nicht fest.“

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