AfD-Personalie vor Gericht

Heillos zerstritten

von Redaktion

Vor Gericht ist nun der erbitterte Streit entschieden, ob der AfD-Spitzenkandidat Parteimitglied ist. Das klingt nach einer Posse, doch nichts daran ist lustig. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf einen heillos zerstrittenen Landesverband, den nicht mal der nahe Zugriff auf die Fleischtöpfe des Parlaments eint. Kandidaten und AfD-Vorstände reiben sich seit Monaten in Grabenkämpfen und Intrigen auf. Das geht weit über das Maß hinaus, das in jungen Parteien üblich ist, die automatisch ein Querulantenpotenzial aufsaugen. Öffentlich bleibt das fast unbeobachtet, weil Streit nur auf Interesse stößt, wenn die Protagonisten einigermaßen bekannt sind. Bayerns AfD ist aber nach wie vor eine Partei ohne Gesichter.

Dabei lohnt sich der genaue Blick auf die AfD. Sogar inhaltlich, weil sie mit einem Programm zur Wahl antritt, das weit über Migrationsfragen hinaus reicht – etwa mit dem strikt kirchenfeindlichen Ansatz, der Bayern verändern würde. Mancher Wähler wird vielleicht grübeln, wie sich das (und auch der innerparteiliche Umgang) mit seinen Wertvorstellungen versteht. Hinzu kommt ein strategisches Dilemma. Ein starkes AfD-Ergebnis in Bayern würde die CSU massiv schwächen und ihren Einfluss im Bund senken. Für CDU-Chefin Angela Merkel, die AfD-Hauptfeindin, wäre das kurioserweise der größte Gefallen, den ihr bayerische Wähler tun können.

Christian Deutschländer

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