Braunland statt Grünland

von Redaktion

Dorfen – Wer im Internet Satellitenbilder von Dürneibach aufruft, findet den Weiler bei Dorfen (Kreis Erding) umfleckt von grünen Wiesen und Ackerland. Doch die Aufnahmen sind veraltet. Wenn Johannes Selmair, Landwirt aus Dürneibach, jetzt aus dem Fenster schaut, sieht er die Dürre. „Mein Grünland ist heuer Braunland“, sagt er. Normalerweise reiche der eigene Futteranbau locker über den Winter.

Heuer müsse er seine 250 Milchkühe und die 50 Stück Jungvieh aus seiner hofeigenen Nachzucht jetzt schon mit zugekauftem Futter versorgen. Denn sein Grünlandertrag liege 60 Prozent unter dem Üblichen, der Mais falle rund ein Drittel schwächer aus. „So wie dieses Jahr war es bei uns noch nie“, sagt Selmair. Nicht einmal im Rekordsommer 2003. Denn damals sei es wenigstens im Frühjahr feuchter gewesen.

Gerade Grünlandbetriebe wie ihn treffe die anhaltende Dürre besonders hart, sagt der Landwirt : Wegen der Hitze hätten die Kühe ohnehin schon gut 15 Prozent weniger Milch gegeben. Dazu seien die Preise für die Silage, die er nun als Grundfutter zukaufen muss, in den vergangenen Wochen stark gestiegen – obwohl sich dessen mindere Qualität noch bis ins nächste Jahr auf die Milch auswirken werde. Und dann seien auch noch die Verkaufspreise für die männlichen Zuchtkälber, die er abgibt, von rund 550 auf 400 Euro abgestürzt, weil die Nachfrage aus dem dürregeplagten Norden eingebrochen sei.

Alles in allem, hat Selmair ausgerechnet, kommen so Einbußen in fünfstelliger Höhe zusammen. „Noch nicht existenzbedrohend, aber ein Jahr mit einem Milchpreisverfall braucht nicht gleich nachzukommen“, sagt der Milchbauer. Sonst werde es kritisch. Selmair hofft nun, dass bei der aktuellen Debatte um Dürrehilfen für die Landwirtschaft eine vernünftige Lösung herauskommt. „Die Politik ist in einer schwierigen Situation“, sagt er. Fair solle es schließlich zugehen. Nötig sei die Hilfe jedenfalls. „Einen Ertragsausfall von 25 Prozent muss jeder selber wegstecken können. Aber das heuer ist extrem.“

Am sinnvollsten fände es der 26-Jährige, wenn der Staat einen Teil der Kosten für die Grundfutterzukäufe, sprich für Stroh, Gras und Silage übernähme. Schließlich sichere die hiesige Landwirtschaft die Nahrungsmittelproduktion im eigenen Land. „Irgendwo müssen die Lebensmittel ja herkommen“, sagt Selmair, der vorhersagt, dass langfristige Produktionsrückgänge bei den Bauern auch höhere Verbraucherpreise bedeuten. Josef Ametsbichler

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