Der Zimmerer, der Wünsche Wahr macht

Traumhaus Baumhaus

von Redaktion

Von Sebastian Schuch

Waakirchen – Ein freihängendes Schiff im Garten zwischen zwei Bäumen. Nur mit drei Stahlseilen befestigt. Das ist bislang Johannes Schelles verrücktestes Baumhaus. Gebaut hat es der 43-Jährige für einen Münchner Fußball-Profi. „Er kam auf mich zu und sagte, er wollte irgendwas Maritimes“, sagt Schelle mit einem Lächeln. Da dürfen ein Steuerrad und eine voll ausgestattete Kajüte für die Kinder natürlich nicht fehlen. Hoch geht es nur mit einem Kletternetz. Für Schelle kein Problem. Er ist der Baumbaron aus Waakirchen im Kreis Miesbach.

180 Baumhäuser hat Schelle mittlerweile gezimmert. Für Kinder, Erwachsene, ganze Baumhaushotels und eben für Fußball-Profis. Das Niedrigste schwebt gerade einmal einen halben Meter über dem Boden, das höchste gut 14 Meter. Das teuerste kostete über 100 000 Euro. Konstruktionen zum Spielen, Wohnen oder schlicht Rückzugsorte. „Nirgends ist man der Natur so nahe. Ein Baumhaus ist ein magischer Ort“, sagt Schelle.

Den Traum vom eigenen Baumhaus hatte der 43-Jährige schon als Kind. Auf der Suche nach seinem eigenen Reich, geschützt vor seinen beiden älteren Schwestern, schnappte er sich ein paar Bretter und „nagelte sie wild in die Bäume“. „Ich saß dann auf der Plattform, das Licht schien durch die Blätter und ich dachte einfach nur: wow“, erinnert sich Schelle. Als er dann noch das Buch „Der Baron auf den Bäumen“ von Italo Calvino las, war klar, er baut sich irgendwann ein Baumhaus.

Irgendwann. Es dauerte, bis Schelle 24 Jahre alt war. Als gelernter Zimmerer nagelt er die Bretter nicht mehr wild in die Bäume. Er baute sich im Garten der Großeltern in Tegernsee ein richtiges Baumhaus. „Mit Satteldach und allem was dazu gehört“, sagt er und noch heute sieht man die Begeisterung in seinen Augen. Hier verbrachte er sogar die Hochzeitsnacht mit seiner Frau Sylke.

Die Freude seiner Kunden treibt ihn an. „Selbst, wenn das Baumhaus eigentlich für die Kinder ist, sehe ich oft ein Funkeln in den Augen der Eltern, die sich einen Kindheitstraum erfüllen“, sagt Schelle. Er soll das Baumhaus lieber etwas größer bauen. Nur für den Fall. Dann kann er sich mit seinen Ideen austoben. „Und die Kinder haben auch mit 16 noch was davon.“ Oder eben die Eltern, wenn die Kleinen nicht mehr wollen.

Seine eigenen Kinder waren für Johannes Schelle der Grund, warum er heute Baumhäuser baut. „Als mein ältester Sohn auf die Welt kam, war klar, ich muss machen, was Spaß macht.“ Also stellte er ein Foto und ein bisschen Text ins Internet. Dann passierte lange Zeit nichts. Ein halbes Jahr gab das Diensthandy keinen Mucks von sich. Bis ein Mann aus Gräfelfing (Kreis München) anrief. „Der hat gesagt: Ihre Homepage ist so unprofessionell, aber auch so sympathisch.“ Nur mit einer Kreissäge und einem Akkuschrauber bewaffnet, machte sich Schelle an die Arbeit.

Von dem Erlös ließ er die Homepage aufhübschen und kaufte sich neues Werkzeug. Es folgten die Aufträge zwei und drei. Danach kündigte er seinen Job als Bauleiter in der Firma seines Vaters und machte sich selbstständig. Die Baumbaron GmbH war geboren. In Anlehnung an Italo Calvinos Roman. Seitdem sind elf Jahre vergangen. Aus einer kleinen Werkstatt in München-Riem ist der Baumbaron mit seinem Team vor drei Jahren nach Krottenthal in Waakirchen gezogen. In eine große Halle mit viel Platz. Direkt am Wald, wo er irgendwann gerne ein Baumhaus hineinbauen würde.

Schelle selbst wohnt auch wieder in Tegernsee. Auf dem Grundstück seiner Großeltern mit dem Baumhaus. Das ist mittlerweile auch für seine drei Kinder interessant. Sie sammeln die ersten Übernachtungserfahrungen zwischen den Bäumen. „Bei ihnen fängt es gerade erst an“, sagt Schelle. Und wieder leuchtet in seinen Augen die Freude.

Artikel 1 von 11