Aktionstag der Polizei

Deutsche Autofahrer sind „Rettungsgassenmuffel“

von Redaktion

Holzkirchen – Die Deutschen brauchen Nachhilfe in Sachen Rettungsgasse. Noch immer kommt es häufig vor, dass Rettungskräfte bei Unfällen nur mit Mühe zur Unglücksstelle kommen, weil der Weg durch Autos blockiert ist. Die Autobahnpolizei Holzkirchen hat deshalb den Urlaubsverkehr genutzt und am Samstag mit einem „Aktionstag Rettungsgasse“ an der Raststätte Holzkirchen Süd an der A8 für mehr Umsicht und Disziplin geworben.

„Wir wollen die Autofahrer dafür sensibilisieren, wie viel Platz die Einsatzfahrzeuge tatsächlich brauchen“, erklärte Michael Janski, der Leiter der Autobahnpolizei Holzkirchen. Dazu hatten Polizei und ADAC eine kurze Rettungsgasse aufgebaut. Mit unterschiedlichen Fahrzeugen – vom Motorrad bis zum Löschtankzug – stellten die Beamten nach, welche Probleme die Einsatzkräfte auf der Autobahn oft haben. Janski berichtete, seine Kollegen würden im Einsatz immer wieder festellen, dass die Rettungsgasse gar nicht oder nicht rechtzeitig gebildet werde. Manchmal würde sie auch durch Schaulustige wieder blockiert werden. Auch Vertreter der Autobahnmeister, ein ADAC-Stauberater und die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Kriseninterventionsteams berichteten am Samstag von ihren Erfahrungen. Ihr gemeinsamer Eindruck: Die deutschen Autofahrer sind regelrechte Rettungsgassenmuffel.

Bei unseren europäischen Nachbarn, beispielsweise in Österreich, würde das Rettungsgasse-Bilden viel besser klappen. Auf der Strecke zwischen dem Autobahnkreuz München Süd bis hinunter ins Inntal scheint es besonders zu hapern. Kommandant Franz Huber von der Freiwilligen Feuerwehr Otterfing schätzt, dass das mit der Rettungsgasse bei bis zu 95 Prozent der Einsätze nicht klappt. Obwohl Autofahrern, die keine Rettungsgasse bilden, Bußgelder von mindestens 200 Euro drohen.

Oft steckt wohl kein böser Wille dahinter. Einige der Raststätten-Besucher berichteten am Samstag, sie seien sich oft einfach nicht sicher, wann eine Rettungsgasse gebildet werden müsse. Einige konnten sich sogar nicht mal mehr darin erinnern, das in der Fahrschule gelernt zu haben. Janski nutzte die Gelegenheit, um aufzuklären: „Sobald Sie Schrittgeschwindigkeit fahren, ist eine Rettungsgasse zu bilden. Achten Sie darauf, dass die Gasse breit genug ist und dass sie reichlich Abstand zum Vordermann halten, damit Raum zum Rangieren vorhanden ist. Vermeiden Sie Fahrstreifenwechsel und beobachten Sie aufmerksam das Verkehrsgeschehen.“

Die Polizei war zufrieden mit dem Aktionstag und hofft auf einen „Lemmingeffekt“. „Wenn es ein paar Autofahrer richtig vormachen, folgen die anderen ganz von selbst“, glaubt Janski. Alexandra Korimorth

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