katastrophenalarm in vohburg

Inferno an der Donau

von Redaktion

von corinna Erhard

Vohburg – Als die ersten Einsatzkräfte um kurz nach fünf Uhr morgens eintreffen, überragt eine Rauchsäule die Raffinerie in Vohburg an der Donau (Kreis Pfaffenhofen an der Ilm). Flammen sind weithin bis in die Morgenstunden sichtbar. Je heller es wird, umso mehr ist das Ausmaß der Verwüstung erkennbar. Auf dem Firmengelände sind Hauswände umgerissen, Gebäudeteile abgerissen und Autos zerstört. Auch in den umliegenden Wohngebieten sind durch die Druckwelle Gebäude beschädigt, Fensterscheiben zersprungen, Ziegel von den Dächern geflogen.

Innerhalb kurzer Zeit sind mehr als 600 Einsatzkräfte vor Ort. Weil es sich bei dem Unglücksort um eine Industrieanlage handelt, in der jedes Jahr Millionen Tonnen Rohöl aufbereitet werden, beginnt eine groß angelegte Evakuierungsmaßnahme. „Wir haben 2200 Anwohner in Turnhallen untergebracht“, erklärt BRK-Sprecher Sohrab Taheri, „weil wir nicht wussten, welche gefährlichen Stoffe austreten.“ Außerdem war unklar, ob noch etwas explodieren könnte. „Die Leute verließen bereitwillig ihre Wohnungen“, sagt Taheri. „Für alle war die Rauchwolke sichtbar, jeder wusste sofort, was los ist.“

Während die Feuerwehr versuchte, die Flammen unter Kontrolle zu bringen, bargen Rettungskräfte zehn verletzte Mitarbeiter, die sich zum Zeitpunkt der Explosion auf dem Firmengelände aufgehalten hatten. „Am schwersten traf es einen Mitarbeiter, der sich nah am Explosions-Ursprung befunden hatte“, weiß der BRK-Sprecher. „Er trug Schnittverletzungen und Verbrennungen an der Brust und im Gesicht davon.“ Der Explosions-Ursprung liegt laut Polizei in einer der beiden Destillierkolonnen, also in einer erdölverarbeitenden Produktionsanlage. „Dort fing es an zu brennen“, sagt Polizei-Sprecher Jürgen Weigert. „Der Brand hat ausschließlich diese Produktionsanlage betroffen.“ Zum Glück seien die Tanklager verschont geblieben. Die Ursache für das Unglück ist unklar. Brand-Fahnder konnten sich gestern noch kein umfassendes Bild machen. „Es brennt nach wie vor“, hieß es. „Die Feuerwehr lässt die Stoffe kontrolliert abbrennen“, so Weigert. Die ganze Nacht werde Brandwache abgehalten. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, unter anderem aus Freising, rückten am Sonntag an, um einsturzgefährdete Anlagenteile zu sichern.

Den Anwohnern, die am Samstagnachmittag in ihre Häuser zurückkehrten, versuchte das Landesamt für Umwelt Ängste über mögliche gesundheitliche Folgen zu nehmen. Messungen ergaben: Es seien keine gesundheitsgefährdenden Schadstoffe gefunden worden. Bürgern, deren Anwesen in Mitleidenschaft gezogen wurden, versprach Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei einem Besuch in Vohburg: Alle Schäden würden ausgeglichen. Der Gesamtschaden in der Raffinerie liegt laut Polizei in Millionenhöhe.

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