SIBLER: „MÜSSEN HIER EIN STÜCK BESSER WERDEN“

Unterrichtsausfall ärgert Schulminister

von Redaktion

von dirk walter

München – In Bayern ist die Zahl der ersatzlos ausfallenden Schulstunden zwar mit 1,6 Prozent relativ gering. Doch weitere 6,8 Prozent des Unterrichts werden nicht regulär gehalten – mal dürfen die Schüler ihre Hausaufgaben machen, mal herrscht das „open door“-Prinzip – nur der Lehrer der Nachbarklasse hat ein Auge auf die unbeaufsichtigte Klasse. Insgesamt werden an Bayerns Schulen 91,6 Prozent der Stunden regulär gehalten, was im Umkehrschluss heißt, dass fast jede zehnte Schulstunde nicht regulär abläuft. Das sind über sechs Millionen Schulstunden, wie SPD-Bildungsexperte Martin Güll gerne vorrechnet.

Eltern berichteten ihm davon immer wieder, sagte Kultusminister Bernd Sibler (CSU) gestern in München, wo er einen Überblick über die Neuerungen im kommenden Schuljahr gab. Eine davon wird sein, den Schulen verbesserte Vertretungskonzepte abzuverlangen. „Wir müssen hier ein Stück besser werden“, sagte der Minister. „Wir werden in den nächsten Wochen daran arbeiten, dass Vertretungsunterricht mit Inhalt gefüllt wird.“ Den Idealfall umriss er mit folgendenWorten: „Dann kommt der Mathelehrer für den Englischlehrer und hält eine Stunde Mathe.“

Leicht gesagt – doch die Umsetzung ist schwierig, wie Heinz-Peter Meidinger, Schulleiter des Deggendorfer Robert-Koch-Gymnasiums, zu bedenken gibt. „Der beste Weg ist der Ausbau der Lehrerreserve“, sagt Meidinger, der auch Präsident des Deutschen Lehrerverbands ist. Sie sei „enorm ausbaufähig“. Derzeit gibt es etwa einen Ersatzlehrer pro Gymnasium, sie werden allerdings meist für langfristige Ausfälle – wegen Krankheit oder Schwangerschaft etwa – verplant. Und erst ab zwei Monaten Krankheitsausfall bekommt eine Schule ein Budget, um Aushilfsverträge abzuschließen. Am schwierigsten sind Spontanausfälle – wenn also der Lehrer morgens im Sekretariat seine Krankmeldung durchsagt. Dann ist Improvisationstalent gefragt.

„Aber auch, wenn ich spontan in den Unterricht geworfen werde, ist mehr drin als nur Film“, sagt Kerstin Haferkorn, Leiterin der Realschule Prien am Chiemsee. Das Vermitteln von Grundwissen und Basiskompetenzen („wie erarbeite ich eine Powerpoint-Präsentation?“) sei immer möglich. An Meidingers Schule gibt es im Lehrerzimmer Ordner mit Grundwissen, gestaffelt nach Fächern und für jede Jahrgangsstufe. Allerdings, räumt Meidinger ein, würden die Ordner „manchmal nicht so gepflegt“, sie in Schuss zu halten, sei Zusatzarbeit für die jeweiligen Fachschafts-Vorsitzenden in der Lehrerschaft. Und dann liegt es auch am Ersatzlehrer, schnell ins Lehrerzimmer zu gehen und die passenden Seiten rauszusuchen.

Sibler schwebt ohnehin eine Neuerung vor: Er möchte die digitale Lernplattform Mebis einsetzen. Lehrer, die ausfallen, sollen dort Unterrichtsmaterial hinterlegen, das der jeweilige Kollege dann abrufen kann. Auf die Schulen kommt auf jeden Fall eine neue Direktive zu. „Wir akzentuieren das neu und werden die Schulen auch neu informieren.“

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