München – Die Lage ist ernst. Schon jetzt. „Jeden Tag fehlen beim BRK Pflegekräfte“, sagt die Vizepräsidentin Brigitte Meyer. Es gebe aktuell 150 offene Pflegestellen. „Das klingt erst mal nicht viel.“ Ist es aber. Es bedeutet, dass etwa 400 bis 500 Betten leer bleiben müssen, weil nicht genügend Personal vorhanden ist. In der ambulanten Pflege müsse das BRK schon heute täglich Patienten ablehnen. Und das wird in den kommenden Jahren noch deutlich häufiger vorkommen. Weil immer mehr Menschen Pflege brauchen und sich immer weniger Menschen für den Pflegeberuf entscheiden. In den kommenden 15 Jahren werde mehr als die Hälfte der BRK-Pflegekräfte in Rente gehen. „Wir müssen unbedingt gegensteuern“, betont Meyer. „Wenn die Politik jetzt nicht handelt, ist in 15 Jahren ein Drittel der Pflegebedürftigen unversorgt.“
Das BRK stellt deshalb ganz konkrete Forderungen an Bayerns Politiker. Der Staat müsse gezielt ausländische Fachkräfte anwerben, das könnten die Verbände nicht alleine stemmen. Die Verfahren zur Anerkennung der Ausbildung würden außerdem viel zu lange dauern, kritisiert Meyer. Manchmal bleiben Stellen deswegen über ein Jahr unbesetzt – obwohl die Fachkräfte da wären. „Das muss sich unbedingt ändern.“ Gleichzeitig müsse das Image des Pflegeberufs aufpoliert werden. „Das ist eine gemeinsame Aufgabe für uns und die Politik“, betont der BRK-Präsident Theo Zellner.
Aber nicht nur der Pflegenotstand bereitet dem Roten Kreuz Sorgen. Zellner forderte gestern in München auch eine bessere Ausstattung im Katastrophenschutz. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen und den Feuerwehren hat das BRK der Staatsregierung einen Verbesserungskatalog vorgelegt. Die kommenden Jahre wären Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro nötig, um die Einsatzkräfte auszubilden und Material und Fahrzeuge für den Ernstfall anzuschaffen. Dazu gehöre auch eine moderne Schutzausrüstung für den Fall von Unfällen oder Terroranschlägen mit chemischen, biologischen oder radioaktiven Stoffen (CBRNE). „Was das betrifft, sind wir noch auf dem Stand von 2006“, betont der Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk. Doch Großeinsätze wegen Terror oder Umweltkatastrophen nehmen zu. Bayernweit gibt es laut Stärk elf sogenannte CBRNE-Einheiten. Ziel müsste es sein, sie flächendeckend zu etablieren. „Wir müssen für alle Einsatzlagen gewappnet sein.“
Die dritte große Forderung des BRK ist es, die Notfallrettung und den Krankentransport von europaweiten Ausschreibungsprozessen zu befreien. „Es kann nicht sein, dass jede Rettungswache europaweit ausgeschrieben werden muss und nur noch für fünf Jahre vergeben werden darf“, betont Stärk. „Wie sollen wir so Nachwuchs gewinnen?“, fragt er. Das BRK brauche Planungssicherheit. Stärk fordert die Politik auf, das bayerische Rettungsdienstgesetz zu ändern. Andere Bundesländer hätten das bereits getan. Auch Theo Zellner betont: „Notfallrettung ist einfach kein kommerziell vermarktbares Wirtschaftsgut.“