Kollision bei Notfallübung

Totalschaden an der Zugspitze

von Redaktion

von DOminik Göttler

Grainau – Sie ist das Vorzeigeprojekt an Deutschlands höchstem Gipfel: die im vergangenen Dezember neu eröffnete Seilbahn Zugspitze. 1945 Meter Höhenunterschied sind es von der Tal- bis zur Gipfelstation – Weltrekord. 580 Passagiere pro Stunde können die beiden Gondeln zum Gipfel befördern und so den Andrang von rund einer halben Million Besuchern auf der Zugspitze im Jahr mit deutlich weniger Wartezeit bewältigen als mit dem Vorgänger, der Eibsee-Seilbahn.

Doch seit Mittwochabend steht die hochmoderne Seilbahn still. Bei einer Übung nach Betriebsschluss ist es zu einer heftigen Kollision gekommen. Bei dem internen Test für den Ernstfall übte das Bergbahnpersonal routinemäßig, wie die Passagiere aus der Gondel evakuiert werden können, falls diese mal nicht mehr vorwärts kommen sollte. Dafür wird ein sogenannter Bergewagen zur Gondel abgelassen, mit dem 30 Fahrgäste zurück zur Bergstation geholt werden können, erklärte Verena Lothes, Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn. Für jedes der beiden Seile ist so ein 2,5 Tonnen schwerer Bergewagen an der Bergstation installiert.

Doch gegen 18 Uhr riss plötzlich die Kette eines Hebewerkzeugs beim Absenken des Bergewagens. Dies habe eine Kettenreaktion ausgelöst, teilte die Bayerische Zugspitzbahn gestern mit. Der Wagen rauschte talwärts und krachte ungebremst in die Kabine, die sich zwischen Bergstation und der Mittelstütze befand. Die Gondel hat ein Leergewicht von 4,2 Tonnen, mit Gehänge und Rollenbatterien kommen noch je sieben Tonnen dazu. Weder in dem Bergewagen noch in der Kabine befanden sich Personen, bei dem Unfall wurde niemand verletzt.

Die Folgen sind dennoch massiv. „Der Schaden ist noch überhaupt nicht abzuschätzen“, sagte Lothes. Die Bahn sei für solche Fälle versichert. Doch so viel ist klar: An der Kabine ist ein Totalschaden entstanden. Sie muss ausgetauscht werden. Und da wartet die größte Herausforderung: Derzeit hängen Bergewagen und Gondel verkeilt etwa 280 Meter entfernt von der Bergstation. „Unsere Sachverständigen beraten nun, wie die Kabine geborgen werden kann“, sagte Lothes.

Dass die havarierte Kabine abstürzen könnte, sei zwar aktuell nicht zu befürchten, sagte Lothes gestern Nachmittag. Sicherheitshalber habe man aber dennoch den Deutschen Alpenverein informiert. Dessen Bergführer sollen verbreiten, dass die Kletterroute „Eisensteig“ an der Nordwand der Zugspitze etwas seitlich von der luftigen Unfallstelle derzeit vorsichtshalber nicht begangen werden sollte.

Wie lange die neue Seilbahn stillsteht, ist noch völlig offen. Sie bleibe „bis auf weiteres“ außer Betrieb, hieß es gestern. Erst muss ein Weg gefunden werden, um die beschädigte Kabine wieder ins Tal zu bringen. In der Zwischenzeit müssen Zugspitz-Besucher auf die Zahnradbahn ausweichen. Auch die Gletscherbahn vom Zugspitzplatt bis zum Gipfel ist regulär in Betrieb. Allerdings ist auf der Gipfelterrasse ein Bereich für die Bergungsarbeiten abgesperrt.

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