GYMNASIUM

Zu wenig Stipendien für zu viele Einser-Schüler

von Redaktion

von dirk walter

München – Das Schreiben von Adolf Präbst, Leiter der Gymnasialabteilung im Kultusministerium, begann erst mal positiv. „Auch im Jahr 2018 erzielte eine erfreulich hohe Zahl an Abiturientinnen und Abiturienten sehr gute Ergebnisse“, schrieb Präbst Anfang September an die Schulleitungen. Dann kommt das Aber: Angesichts von nur 180 vorhandenen Förderplätzen im renommierten Max-Weber-Programm für Elite-Absolventen ergebe sich nun eine neue Situation. Auch gute Bewerber müssten zurückgewiesen werden. „Diese relativ geringe Erfolgsquote führte vielfach zu Enttäuschung bei den Betroffenen“, schreibt Präbst. Er erläutert weiter, dass es 2018 über 5000 Einzelprüfungen gegeben habe. Das sei auch von den Prüfern „kaum mehr zu bewältigen“.

Daher werden nun die Bedingungen, eines der begehrten Stipendien zu erhalten, verschärft. Bewerben kann sich nicht mehr jeder Abiturient, der einen Schnitt von 1,3 oder besser hatte. Vielmehr muss er (oder sie) in Zukunft auch in jedem Fach, das zum Abitur zählt, in allen vier Halbjahren jeweils mindestens zwölf Punkte erzielt haben. Das entspricht umgerechnet auf Noten einer 2 plus. Ziel sei es, sagt Präbst offen, „die Zahl der Schülerinnen und Schüler zu verringern“, die sich bewerben. Angewendet werden die neuen Regeln erstmals 2020. Das Kultusministerium bestätigte das gegenüber unserer Zeitung.

Das Max-Weber-Programm, das der Freistaat finanziert, richtet sich an hochbegabte Studenten. Wer aufgenommen wird, bekommt eine Bildungspauschale von derzeit 1290 Euro je Semester und Förderung durch Mentoren. Die Idee, das Programm aufzustocken, wird offenbar nicht verfolgt – dabei hält der Trend zum Einser-Abitur seit Jahren an. Gab es 2012 in Bayern noch 553 Abiturienten mit 1,0, so waren es 2016 bei fast gleichbleibender Schülerzahl schon 797. Dies hängt auch mit der Praxis zusammen, mündliche und schriftliche Leistungen in der Oberstufe im Verhältnis 1:1 zu gewichten. Früher war es 1:2.

Von Problemen ganz anderer Art am Gymnasium berichtet der Chef der Vereinigung bayerischer Gymnasialdirektoren, Walter Baier. Die Personalzuweisungen würden von vielen seiner Kollegen „kritischer gesehen als in den Jahren zuvor“, schreibt der Leiter des Gymnasiums Bruckmühl (Kreis Rosenheim) in einem offenen Brief. Die Personalplanung an den Schulen sei „schwieriger als sonst“. Auch würden statt konkreter Lehrer „überdurchschnittlich viele T-Mittel zugewiesen“. T-Mittel sind Budgetmittel für einzelne Unterrichtsstunden. Schulleitungen müssen dann auf eigene Faust Lehrkräfte, meist in Teilzeit, für einzelne Stunden suchen – was mühselig ist. Personalplanung und Unterrichtsversorgung würden wegen des G9 und einer zunehmenden Schülerzahl „auch in den nächsten Jahren große Themen bleiben“, warnt Baier.

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