Kardinal Marx: Kirche steht vor großer Herausforderung

von Redaktion

München – Es klingt ein wenig wie ein „wir haben verstanden“: Kardinal Reinhard Marx bereitet die katholische Kirche auf große Veränderungen vor. Fünf Tage vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda und der dort mit Spannung erwarteten Veröffentlichung der bundesweiten Studie über sexuellen Missbrauch durch Priester hat Marx seine Kirche zu einem offenen Umgang beim Thema Missbrauch aufgerufen.

„Wir sollten Kritik als Ermutigung begreifen, diese Aufgabe anzupacken“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei einem Gottesdienst in München und prophezeite einen schmerzvollen Prozess. „Wie viel Unachtsamkeit, wie viel klerikales Gehabe steckt in uns?“, fragte er. Mit Blick auf die Zukunft sagte Marx: „Ich bin überzeugt, es kommt eine große Veränderung.“ Welche Veränderungen er meint, führte der Kardinal nicht weiter aus. Klar ist aber, dass auf der Bischofskonferenz solche Diskussionen geführt werden müssen. Und die dürften schwierig werden, denn es geht sowohl um die Aufarbeitung der erschütternden Vergangenheit nebst Vertuschung von Missbrauchsfällen, Aktenvernichtung und Fälschung. Diskutiert werden muss aber auch über Machtverteilung innerhalb der Kirche, über die Sexualmoral, den Zölibat, den Umgang mit Homosexuellen. Marx betonte: Priester seien nicht die Herren des Glaubens, sondern Diener. Die Kirche müsse die Laien noch mehr wertschätzen als bisher. Man müsse neben den vielen positiven Seiten der Kirche aber auch auf das Dunkle schauen. „Sünde und Gewalt ziehen sich durch die Geschichte der Kirche.“ Dies werde durch die Studie zum Missbrauch neuerlich in voller Wucht sichtbar. „Es ist zutiefst verstörend, dass Menschen innerhalb der Kirche Böses erfahren durch Menschen, die das Evangelium verkünden sollen.“

Die Bischöfe haben inzwischen die komplette Studie per Post bekommen. Ob und welche Konsequenzen sie daraus ziehen werden, wird mit Spannung erwartet.  cm/kna

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