Ingolstadt – Im Prozess um die Geiselnahme in einem Jugendamt hat der Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der 29-Jährige hatte im November 2017 eine Mitarbeiterin der Behörde in Pfaffenhofen an der Ilm in seiner Gewalt und die 31-Jährige dabei zwei Mal mit einem Taschenmesser am Hals und einer Hand verletzt. Die Mitarbeiterin ist durch die Tat so belastet, dass sie von der Behörde nicht mehr bei der Betreuung von Familien eingesetzt werden kann. Zwei als Notärzte getarnte Polizisten konnten das Geiseldrama nach über fünf Stunden beenden und den Mann überwältigen.
Nach der Verlesung der Anklage am Mittwoch vor dem Ingolstädter Landgericht räumte der Mann alle Vorwürfe ein. „Es stimmt alles“, sagte er zu den Ausführungen der Staatsanwältin. Hintergrund des Verfahrens ist, dass die damalige Freundin des Angeklagten Anfang 2016 eine Tochter zur Welt gebracht hat. Doch die junge Mutter ist psychisch krank und musste auch während der Schwangerschaft Psychopharmaka nehmen. Die kleine Sofia kam deswegen sofort nach der Geburt zum Entzug in eine Kinderklinik. Bereits als Baby wurde Sofia erstmals in einer Pflegefamilie untergebracht. Bis heute prüft das Familiengericht, ob das inzwischen zweieinhalb Jahre alte Mädchen zurück zur Mutter kann. Er habe sich rächen wollen, weil das Jugendamt die junge Familie „so mies behandelt“ habe, sagte der Deutsche vor Gericht.
Das Urteil soll am 12. Oktober fallen. Fraglich ist, ob der Angeklagte, der in einer Psychiatrie untergebracht ist, überhaupt schuldfähig ist. lby