München – Einen Satz hört Dieter Bauer immer wieder, wenn er Autofahrer mit dem Handy in der Hand bei der Fahrt erwischt: „Ich habe doch gar nicht telefoniert.“ Das sei mit Abstand die häufigste Ausrede, sagt der Leiter des Sachgebiets Verkehr bei der Münchner Polizei. Auch bei der ganztägigen Kontrollaktion haben er und seine Kollegen überall in Bayern diese Ausrede zu hören bekommen – gebracht hat sie den Autofahrern allerdings nichts.
Viele Fahrer kennen die genaue Regelung offensichtlich nicht. „Es reicht, wenn sie das Smartphone einfach nur in der Hand halten, während das Fahrzeug rollt oder der Motor läuft. Dann sind wir nach dem Gesetz verpflichtet, die übliche Strafe auszusprechen“, sagt Bauer. Derzeit beträgt das das Bußgeld 100 Euro, dazu kommt ein Punkt im zentralen Verkehrsregister von Flensburg.
Doch es muss nicht unbedingt ein Smartphone sein, das im Straßenverkehr ablenkt. „Laut Gesetz fallen alle elektronischen Geräte unter diese Regelung, die dazu geeignet sind, zu informieren, zu dokumentieren, zu kommunizieren oder zu organisieren“, zählt Bauer auf. Erlaubt sind diese Geräte nur, wenn sie in einer sicheren Halterung angebracht sind. Doch auch hier bestätigt eine Ausnahme die Regel, erklärt Bauer: „Wenn die Kollegen merken, dass Sie kaum auf die Straße blicken und nur noch auf das Gerät, können Sie ebenfalls hart bestraft werden.“
Zu viele Verkehrsteilnehmer lassen sich von solchen Geräten ablenken. 500 Menschen sterben in Deutschland jährlich wegen Ablenkung im Straßenverkehr. Insgesamt kommen pro Jahr 3000 bis 4500 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Die Zahl der Verletzten durch Smartphones und Co. ist deutlich höher: Sie liegt bei rund 25 000.
Bei der Kontroll-Aktion am Donnerstag hat die Polizei bis Mittag bayernweit 7000 Fahrzeuge kontrolliert. Obwohl die Kontrolle angekündigt war, zogen die Beamten 650 Fahrer wegen unerlaubter Handy- oder Tabletnutzung aus dem Verkehr. Allein in München hat die Polizei 113 Handyverstöße und 230 Geschwindigkeitsverstöße in 4,5 Stunden festgestellt. Und noch einige andere Delikte: Ein Autofahrer war mit 28 km/h zu viel im Stadtgebiet unterwegs. Fünf Fahrer fielen wegen weiteren Vergehen auf. Drei Männer waren ohne Führerschein unterwegs, einer stand unter eindeutigem Drogeneinfluss und ein weiterer Autofahrer war stark alkoholisiert.