Wahlwerbung ohne Halt

von Redaktion

Poster rutschen von Kunststoff-Plakatwänden, die die Stadt Dachau extra neu angeschafft hat

Dachau – Auch in Zeiten des Online-Stimmenfangs: Wahlplakate sind für Parteien unverzichtbar. Doch kluge Forderungen, flotte Sprüche und noch so überzeugende Fotos von smart schauenden Lokalpolitikern helfen nichts, wenn die Poster auf dem Boden landen – weil sie reihenweise von den Plakatwänden rutschen.

Die meisten leeren Plakatflächen Bayerns kann derzeit wohl Dachau vorweisen. 61 Kunststoffständer hat die Stadt für über 20 000 Euro angeschafft. Aus nachvollziehbaren Gründen: Die alten Holzwände seien zu schwer, ihre Betonklotzfüße zu instabil gewesen. Also bestellte die Stadt die Komponenten inklusive leichter Aluminiumrahmen, die die Bauhofmitarbeiter schließlich zusammenbastelten. Eine Maßnahme, die den Anforderungen buchstäblich nicht standhielt. Kein Wunder, dass Ortsvorsitzende und Stadträte der Parteien schäumten: „Fehlkonstruktion“, „viel zu glatt“, „von A bis Z nicht durchdacht“.

Tatsächlich hatten Ehrenamtliche viele Stunden mit verzweifelten Plakat-Klebeversuchen verbracht. Der Dachauer CSU-Chef Tobias Stephan warf dem Ordnungsamt schließlich „völlig unzureichende Kommunikation“ vor. Damit die Plakate auf den Alu-Wänden kleben bleiben, hatte die Stadt den Parteien nämlich das angeblich richtige Kleistergemisch mitgeteilt. Ein gewinnbringender Mix war es nicht. Das sahen laut Stephan auch die „gestandenen Malermeister“ in der CSU so. Einer von ihnen, Anton Limmer, suchte zwischenzeitlich selbstständig nach einem Weg, die Ständer doch noch brauchbar zu machen. Seine Idee: Die Kunststoffflächen abschleifen und aufrauen. Zehn Minuten pro Quadratmeter würde er brauchen, rund 100 Arbeitsstunden für alle 61 Wände, schätzte Limmer, der selbst im Stadtrat sitzt.

Nach Wochen des Hickhacks präsentierte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) im Verkehrsausschuss nun eine Lösung. Nach dem Motto: Alles wie bisher. Die Wände sollen mit dünnem Holz verkleidet werden, die Beklebung erfolge wie bei den alten Ständern. Und dann versprach der OB noch eine Einführung – „und zwar von Klebeprofis“. Was die Parteien mit dem extra teuer gekauften Spezialkleister machen sollen, sagte Hartmann nicht.  zip/no

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