Bayreuth – Ein paar Pollen Torf könnten den Durchbruch gebracht haben im Fall Peggy. Die Pflanzenreste, die 2016 am Fundort von Peggys Leiche sichergestellt worden waren, hatten die Ermittler zu dem 41-jährigen Manuel S. geführt. Und der hat nun ein Geständnis abgelegt. Er sagte bei einer Vernehmung aus, dass er mit seinem Wagen an einer Bushaltestelle im oberfränkischen Lichtenberg vorbeifuhr, als ihn ein Mann zum Anhalten aufforderte. Peggy habe leblos an der Haltestelle gelegen. S. sagte, er habe noch versucht, das neunjährige Mädchen zu reanimieren, doch sie war bereits tot. Er habe sie dann in eine rote Decke gepackt, in den Kofferraum seines Autos gelegt, in den Wald gefahren und sie dort vergraben. Den Ermittlern nannte er auch den Namen des anderen Mannes. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten zu dem mutmaßlichen Mörder aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen.
Manuel S. war bereits kurz nach Peggys Verschwinden von der Polizei vernommen worden. Er ist ein Kinder- und Jugendfreund des geistig behinderten und später verurteilten Ulvi K. Dieser hatte Manuel S. in seiner ersten Vernehmung als Täter benannt, ein Verfahren wurde eingeleitet und nach umfangreichen Ermittlungen wieder eingestellt. S. hingegen belastete Ulvi K. schwer, auch S.s Mutter gab an, K. am Tatort gesehen zu haben, dessen Eltern gaben ihm jedoch ein Alibi. Ulvi K. wurde 2004 schuldig gesprochen, nach Jahren stellte sich in einem Wiederaufnahmeverfahren aber heraus, dass er zu Unrecht verurteilt worden war. Ob er nun erneut von Manuel S. belastet wurde, wollte die Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung nicht kommentieren. „Wir machen auch keine Aussagen darüber, ob der Verdächtige bereits einmal im Visier der Ermittler war“, betont Jürgen Städter, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken.
Polizei und Staatsanwaltschaft waren gestern in Bayreuth gemeinsam vor die Presse getreten, um die Ermittlungsergebnisse bekannt zu geben. „Die neuen Erkenntnisse sind ein wesentlicher Schritt in unserer 17-jährigen Ermittlungsarbeit“, betont Städter. Im Zuge einer forensischen Pollenanalyse von Fundstücken an den sterblichen Überresten des Mädchens waren Torfspuren entdeckt worden. Sie brachten Manuel S. erneut ins Visier der Ermittler, denn er hatte am Tattag im Garten gepflanzt. Außerdem fand die Polizei Farbreste. Den Beamten war bekannt, dass S. damals Renovierungsarbeiten ausgeführt hatte. Darüber hinaus platzte sein angebliches Alibi. Entgegen seiner bisherigen Angaben war er am Tattag in Lichtenberg unterwegs. Den Schulranzen und die Jacke von Peggy habe er zu Hause verbrannt, sagte S. aus.
Das goldfarbene Auto hat die Polizei inzwischen gefunden, es wird nach Spuren durchsucht. Außerdem hoffen die Ermittler auf Zeugen, die den Wagen an jenem 7. Mai 2001, dem Tag von Peggys Verschwinden, in Lichtenberg gesehen haben. Nach wie vor ist für entscheidende Hinweise eine Belohnung in Höhe von 30 000 Euro ausgesetzt.
Manuel S. ist nun erst mal wieder auf freiem Fuß. „Es besteht kein dringender Tatverdacht“, erklärt Städter. Es könnte sogar sein, dass S. für das Verstecken der Leiche nicht mal mit einer Strafe rechnen muss. Die Tat könnte bereits verjährt sein. „Das ist juristisch sehr kompliziert und wird nun geprüft“, sagt Städter.
In Peggys Heimatort Lichtenberg wächst die Hoffnung, dass der Mörder nach 17 Jahren endlich gefasst wird. Bürgermeister Holger Knüppel sagt: „Ich bin froh, dass die Ermittlungen nun zu einem konkreten Ergebnis geführt haben. Nun sieht es tatsächlich so aus, als ob der Fall gelöst werden kann.“ kwo/lby